Indien Teil 21

Am nächsten Mittag erreichen wir Mesched. Wir wollen ein paar Tage bleiben, weil wir einen Tierarzt für Limca brauchen. Ihre Krankheit hat sich sehr verschlechtert. Mit Hilfe der Tourist Information finden wir eine Tierklinik, in der Limca behandelt wird. Sie ist staatlich und kostenlos. In der ersten Nacht schlafen wir noch im Auto, aber das Wetter wird ungemütlicher. Nachts fegt ein Schneesturm durch die Hotelanlage. Da mieten wir ein Appartement, in dem gut geheizt ist. Endlich gibt es wieder Lebensmittelgeschäfte mit lange vermissten Lebensmitteln. Wir kaufen Kirschsirup, Schafskäse und Salzgurken.
Es geht weiter durch den Schnee Richtung Kaspisches Meer. Je höher wir kommen, desto mehr Schnee gibt es. Es schneit aber nicht mehr, und die Straßen sind geräumt. Bei einem Hotel in den Bergen übernachten wir. Hier stehen die gleichen Bungalows wie in Mesched. Limca läuft zu einem Eingang, setzt sich davor und jault. Ihr hatte das Zimmer anscheinend sehr gefallen.

Der Wind hat große Schneewehen auf die Straße geschafft. So müssen wir jetzt doch die etwas zu kurzen Schneeketten anlegen. Die fehlenden Zentimeter überbrücken wir mit einem Bindfaden. Es dauert nicht mehr lange, da ist der Schnee verschwunden. Vor uns im Tal liegen grüne Wiesen und Felder und das blaue Kaspische Meer, wundervoll! Wir finden endlich einen geöffneten Campingplatz, aber lange bleiben wir nicht, da am nächsten Tag ein eisiger Wind einsetzt. Wir fahren über Takestan, Täbris und Rezayeh an die Türkische Grenze.

Wir sind ein bisschen froh, wieder in der Türkei zu sein. Hier ist alles viel lockerer. Wir übernachten bei den Grenzern und ich spiele abends mit ihnen Tischtennis, während Jochen den Abwasch macht.
Nach ca. 40 km fängt es wieder an zu schneien. Also die Schneeketten wieder drauf. Dann kommt ein Stück ohne Schnee, Schneeketten wieder runter. Wir müssen über einen 2.700 m hohen Pass. Kurz vor der Passhöhe geht es nicht mehr weiter, wir rutschen weg. Also die Schneeketten wieder drauf. Das geht aber nicht, weil uns die Finger einfrieren. Also immer kurz raus, mit Bindfaden an den Schneeketten basten und wieder rein, die Finger wärmen. Es ist so kalt, dass die Schneeketten am Schnee festfrieren. Die Stimmung zwischen uns ist gereizt. Schließlich schaffe ich es, und wir erreichen kurz darauf die Passhöhe. Es geht wieder bergab und der Schnee verschwindet. Wir übernachten bei einer Gendarmerie. Die Soldaten laden uns zum Abendessen ein.
Großer Schreck am nächsten Morgen: ein Reifen ist platt! Im Dorf ist kein Reifenflicker, wir müssen nach Van. Wir nutzen die Zeit beim Reifenflicker und lassen uns von zwei Jungen die Schuhe auf Hochglanz polieren. Wir fragen nach einem Tierarzt, weil sich Limcas Zustand wieder verschlechtert hat. In Van gibt es leider keinen. Die Straße Richtung Westen ist total verschneit. Es fahren Räumfahrzeuge, aber der Wind weht alles wieder auf die Straße. Wir fahren über einen Pass und rutschen auf unseren Sommerreifen zwischen den Schneewehen ins Tal. Der Schnee geht in Regen über, wir erreichen bei Dämmerung eine Jandarma-Station. Das Auto sieht schlimm aus. Die ganze Vorderfront außer der Frontscheibe , ist mit Schnee und Eis dick eingepackt. Am nächsten Tag ist der Schnee weg, es wird wärmer. Wir erreichen Diyabakir. Hier gibt es eine Tierklinik, die wieder kostenlos ist. Die riesige Beule an Limcas Schulter wird geöffnet. Ein Schwall von Eiter fließt heraus. Aber es ist schon zu spät. Trotz Penecillin-, Koffein und Atropinspritzen stirbt Limca am nächsten Tag. Wir übernachten auf dem Hof der Tierklinik. Wir gehen noch einmal in die Stadt und ein Türke, der viele Jahre in Deutschland gearbeitet hat, spricht uns an und lädt uns zum Abendessen ein.

Am nächsten Tag fahren wir auf guter Straße und bei Sonnenschein nach Adana ans Mittelmeer. Es geht durch Baumwollfelder und Orangenplantagen.

Fortsetzung folgt

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Kommentare

  1. Das wechselbad mit den schneeketten ist ja wie bei Erich Kästner: also rin mit die stühle oder raus mit die stühle oder was? Eine richtige wetter- und unwetterfahrt...

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