Indien Teil 12
Im nächsten Ort kaufen wir für Nandi einen Schlafkorb. Er will aber lieber auf dem Arm schlafen. Abends beim nächsten Rasthaus verteidigt Nandi sein neues Heim gegen den großen Hund das Verwalters. Tatsächlich verzieht der sich. Die Straße ist gut, aber immer wieder liegen große Strohhaufen auf der Fahrbahn. In der Türkei und im Iran stehen an den Ortseingängen Schilder mit Hupverbot. Hier ist es umgekehrt. Am Eingang der Dörfer stehen Hupgebotstafeln. Die Menschen werden immer einfältiger. Das merken wir im Straßenverkehr, bei der Rast und beim Einkaufen. Wir werden mit offenem Mund angeglotzt und noch dichter belagert. Hier in der Gegend werden Zigarren geraucht, oft von Frauen.
Bei einem Rasthaus, eine Tagesreise von Hyderabad entfernt, stehen wir zufällig direkt neben einem Kuhfladen. Ein Gast spricht mit dem Verwalter, der trägt ihn mit den Händen weg. Kuhfladen sind ein sehr begehrtes Brennmaterial. Unterwegs sehen wir oft Frauen, die die Fladen aufsammeln und in einem Korb auf dem Kopf wegtragen. Dann werden schöne Fladen daraus geformt und zum Trocknen an die Hauswand geklatscht.
Auf guter Straße kommen wir schnell nach Hyderabad. In Großstädten ist es immer schwierig, einen Stellplatz zum Übernachten zu finden. Über die Tourist Information erhalten wir die Adresse der Jugendherberge. Es ist hier sehr teuer, aber die einzige Möglichkeit zu übernachten. In Hyderabad gibt es viele Moslems und damit auch Schlachterläden. Sogar Rindfleisch wird angeboten. Beim Koch der Jugendherberge bestellen wir uns ein anständiges Abendessen: Rindfleisch, Gemüse und Kartoffeln. Der Koch geht nach der Bestellung auf den Markt und kauft ein.
In Indien gibt es normalerweise keine ständige Wasserversorgung. Die Wasserwerke stellen das Wasser nur ein- bis zweimal pro Tag an. Jedes Haus hat Tanks auf dem Dach, die dann vollgefüllt werden. In der Jugendherberge gibt es am nächsten Morgen kein Wasser. Einige Soldaten, die hier übernachteten, haben die Wasserhähne nicht zugedreht. Das Wasser lief also die ganze Nacht, die Tanks waren leer. Wir schimpfen, weil wir auch duschen wollten. Man erlässt uns die Kosten für die erste Übernachtung.
Unterwegs haben wir festgestellt, dass unser Nandi die Räude hat. Mit Hilfe der Tourist Information finden wir eine Tierklinik. Wir müssen 50 Rupien hinterlegen und dürfen den Hund nach drei Tagen wieder abholen. Wir machen eine große Stadtrundfahrt mit unserem Bus. Breite Straßen, Ampeln und Verkehrspolizisten machen das Fahren angenehm. Verkehrspolizisten sind nicht immer eine Garantie, dass der Querverkehr hält, wenn und freie Fahrt gegeben wird. Hupend, schiebend und nach links und rechts guckend, fahren wir dann vorsichtig über die Kreuzung. Es ist völlig unproblematisch, mitten auf der Kreuzung den Polizisten nach dem Weg zu fragen. Der ganze Verkehr wird für uns angehalten, und uns der Weg genau erklärt.
Wir finden einen Schlachter und wollen eine Hammelkeule kaufen. Wir wollen aber nur die Hälfte. Wahrscheinlich erkläre ich es nicht richtig. Der Schlachter trennt den Knochen heraus und wiegt noch einmal, da nehmen wir alles. Die Zitronen sind in Indien besonders klein, auch die Zitronenbonbons , die wie Zitronenscheiben aussehen, sind nur halb so groß wie unsere Bonbons.
In einer Eisdiele will Jochen dem Jungen, der das Geschirr abräumt, eine Rupie Trinkgeld geben. Der guckt ihn nur böse an und nimmt es nicht. Endlich können wir unseren Nandi wieder abholen. Er schreit vor Freude und pinkelt mir aufs T-Shirt.
Fortsetzung folgt
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