in den 60er nach Griechenland 2
In den 60er Jahren nach Griechenland
Am 21. Dezember 1963, in der Nacht, kamen wir in Drama an - kurz vor Weihnachten. Weihnachten - so dachte ich - ist überall auf der Welt gleich - ich wurde in GR eines besseren belehrt.
Vergebens suchte ich nach Weihnachtsbäumen - es gab einfach keine. Später erfuhr ich, dass es in manchen Familien Weihnachtsbäume aus Kunststoff gab. Es war für mich die traurigste Weihnacht meines Lebens.
Dann kam Sylvester - ob es wohl ein Feuerwerk geben wird ?? Drama war eine relativ große Stadt - da muss es doch so etwas geben - dachte ich. Aber auch Sylvester war so anders als zu Hause in Deutschland. Die Männer saßen zusammen und spielten die ganze Nacht über Karten - von Feuerwerk war keine Rede. Und so begann auch das neue Jahr in einem fremden Land für mich ungewohnt still.
Wenn das GR war, dann war es nicht mein Land - wie sollte ich mich irren...
Am Neujahrstag, dem Agios Vasilios, wurde ich dann doch noch eines Besseren belehrt - Agios Vasilios, meine lieben Nachbarinnen, hatten mir und meinem kleinen Sohn Geschenke vor die Tür gelegt. Mit den Nachbarinnen durften wir auch die Vasilopitta anschneiden - die mit dem glückbringenden Geldstück.
Gleich im neuen Jahr musste Kiriakos, mein Mann, nach Korinthos zur Militär - Grundausbildung - ich blieb alleine zurück.
Neugierig wie ich war, machte ich mich bald auf den Weg die Stadt und ihre Menschen kennenzulernen. Die Stadt war für mich etwas faszinierendes (heute noch) - ich kam mir vor wie in einem orientalischen Film. Die Platia, voll von Männern,die - so meinte ich - den ganzen Tag nichts zu tun, als die Perlen des Kombolojo zu zählen. Nur in der Zeit von 13.00 h bis ca. 17.00 h, dem mezimeri, war die Platia leer - danach füllte sie sich wieder - mit Männer.
Die Frauen waren tagsüber entweder im Haus oder bei der Arbeit auf den Tabakfeldern. Die Männer erledigten die Einkäufe und alles was in der Stadt zu erledigen war. Manchmal sah ich sie - die Männer - im Pyjama oder mit Morgenmantel beim frühen Brotkaufen. Die Frauen wiederum gingen mit Lockenwicklern auf dem Kopf zum nahegelegenen Bagalliko. Für mich ein vollkommen ungewohntes Bild.
Ich war mit meinem Kind fast täglich unterwegs - schaute mir alles genau an (hatte ja keinen Mann, der mich hütete *gg*). Am liebsten spazierte ich durch die Geschäftsstrassen rund um die Platia. Es gab die Straße der Juweliere, der Uhrmacher, der Schuhmacher, der Krämer, der Gewürzhändler, der Kupferschmieden, der Fischhändler, der Gemüsehändler, der Teppichhändler, der Gewürzhänler... und überall duftete es so ganz anders als zuhause in Deutschland.
Etwas gab es nicht - ein Café, in das ich als Frau gehen konnte - weit und breit nichts. Das Kafenion war nur den Männern vorbehalten. Auf meinen Streifzügen durch die Stadt, kam es schon vor, dass ich mich in ein Kafenion setzte, sehr zum Leidwesen der Männer und unter dem Kopfschütteln der Frauen.
Auch meine griechischen Freundinnen, die ich mittlerweile hatte, schüttelten den Kopf. Sie konnten nicht verstehen, dass ich mir die Freiheit nahm, die sie nicht hatten.
Irgendwann im Frühling - ein wunderschöner sonniger Tag - so richtig warm - ein Tag an dem sich Frau - zumindest in Deutschland - mit dem Bikini in die Sonne legte - was ich auch tat....sehr zum Leidwesen meiner Nachbarinnen - und zur "Freude" der männlichen Nachbarn. Sina, meine erste griechische Freundin, die im Hause nebenan wohnte, kam sofort und zog mich ins Haus - so etwas macht keine anständige Ehefrau. Es war das erste und letzte Mal, dass ich mich in GR im Garten sonnen ließ.
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