Auf zur letzten Runde

  • Auf zur letzten Runde

     Constantia antwortete vor 4 Jahren, 9 Monate 1 Teilnehmer · 2 Beiträge
  • Constantia

    Organisator
    27. Juni 2019 um 19:14

    Genau der Kirche gegenüber steht ein Gebäude, welches im Jahr 1899 als Markthalle eröffnet wurde. Am 13. Februar 1945 teilweise zerstört, zu DDR-Zeiten mit teilweisen Provisorien in Betrieb, mit der Wende im Getriebe der Zeit und der Ideen wurde die Markthalle am 28. November 2000 wieder eröffnet. Wir werfen mal einen kurzen Blick hinein. Neben ein paar Stamm-Mietern kann man aber auch immer mal wieder Neues entdecken. Architektonisch allemal spannend.

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    Wir bummeln mal weiter auf der Straße, die nun mit den Wohnblöcken rechts und links und den dort ansässigen Geschäften in der Gegenwart angekommen scheint. Abschluss der beiden Wohnblöcke bildeten ursprünglich 4 Gaststätten. Jetzt ist es noch eine, die Gäste empfängt.

    Gegenüber ist noch zu lesen "Am Thor", allerdings ist das Tor geschlossen. Dabei hatte diese Gaststätte in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts einen berühmten Gast – Wladimir Putin soll hier während seiner Dresdner Zeit hin und wieder sein Bier getrunken haben.

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    Links, etwas versteckt, finden wir Friedrich Schiller. Im Jahre 1905, dem 100. Todestag des Dichters, Dramatikers und Lyrikers gründete sich in Dresden ein Ausschuss zur Errichtung eines Schillerdenkmals. Erst 1913 konnte man Selmar Werner, einem Schüler von Robert Diez (dem wir gleich noch begegnen) gewinnen, sich der Sache anzunehmen. Und nun schaut der Künstler im griechischen Gewand, in einer aus Laaser Marmor geschaffenen Rotunde auf das emsige Treiben.

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    Gegenüber erinnert ein Gedenkstein an ein Ereignis, dass die Stadt damals tief beschäftigte. Jorge Gomondai war das erste Todesopfer eines fremdenfeindlichen Übergriffs in Dresden nach der Wiedervereinigung. Jährlich treffen sich eine Reihe von Menschen zum Gedenken an Jorge Gomondai. Der Platz hier trägt inzwischen auch seinen Namen.

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    Nun sind wir fast schon am Ende mit unserem Spaziergang durch eine Straße und die Zeit.

    Am Albertplatz, wenn auch nicht gradlinig zur Straße erkennbar, greift die Symetrie noch einmal. Zwei Brunnen "Stille Wasser" und "Stürmische Wogen" haben hier ihren Platz. Geschaffen 1883 – 1894 von dem oben genannten Robert Diez. Am 1. September 1894 wurden die Brunnen in Betrieb genommen.

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    In die Geschichte ging besonders der Brunnen "Stürmische Wogen" ein. Er verschwand nach 1945 und stattdessen fand hier ein sowjetisches Ehrenmal (Otto Rost) seinen Platz. Die abgebauten "Stürmischen Wogen" wurden in Einzelteile zerlegt und in der Stadt verteilt. Oft sah man Brautpaare der in Dresden stationierten Truppen, wie sie ihren Brautstrauß an dem Ehrenmal ablegten.

    Nach 1990 wurde der Ruf immer lauter den urssprünglich hier beheimateten Brunnen wieder an dieser Stelle aufzustellen. 1994 konnte dann das Ehrenmal umziehen in die Nähe des Militärhistorischen Museums. Der Rahmen für den Brunnen war noch da und so konnte der Brunnen am 31. August wieder sprudeln.

    Auf der anderen Seite des Albertplatzes finden wir den Artesischen Brunnen, ein räumlich getrenntes Brunnen-Ensemble. Wir finden ein Trinkbrunnen und wie es sich gehört ein Becken mit Fontäne. Das Wasser kommt aus dem artesische Brunnen, den Freiberger Bergleute 1832 bis 1836 nordwestlich des Albertplatzes bohrten. Aus 243,25 Meter Tiefe schafft es das Wasser völlig natürlich nach oben, und zwar zu jeder Jahreszeit und bis zu dem Brunnen auf der anderen Straßenseite. Heute ist der Brunnen und auch das etwas entfernt stehende Brunnenhaus mehr etwas für die Augen.

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    Das hier am Platz stehende Hochhaus ist das älteste Bürohochhaus Dresdens, gehört zur Vorkriegsmoderne. Heute saniert und Teil eines Einkaufskomplex und des DDR-Museums.

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    Das zweite Museum an diesem Platz erinnert an Erich Kästner. Sein Onkel besaß hier ein Haus und EK hielt sich als Kind viel auf dem Grundstück auf und beobachtete den Betrieb auf dieser Kreuzung.

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    Ich habe euch viel erzählt nach bestem Wissen und Gewissen. Manches änderte sich buchstäblich beim Schreiben. Auch ich habe manches neu entdeckt, mich erinnert.

    Es müssen nicht immer die allen bekannten Highlights sein um eine Stadt zu entdecken. Es kann natürlich passieren, ihr kommt hierher und das von mir Beschriebene hat sich verändert oder ist gar verschwunden. Dafür übernehme ich keine Verantwortung.

    Wenn ihr bei einem Besuch in Dresden eine Seniorin mit einer kleinen Kamera durch die Straßen düsen seht – keine Angst ich fotografiere nur "Beton".

    Ich bin auch schon weg.

    Constantia 🙂

  • Constantia

    Organisator
    28. Juni 2019 um 16:12

    Vielen Dank für Deine Worte uhuline. Leider hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Inzwischen korrigiert können nun alle auf das Hochhaus blicken und sehen nicht mehr das Brunnenhaus doppelt.

    Dresden-Literatur gibt es hier samt Stadführer-Personal wirklich genügend. Ich pflege manchmal zu sagen "Ich muss mal wieder Tourist spielen." oder auch "Andere bezahlen einen Haufen Geld um hier Urlaub zu machen. Ich hab das tagein, tagaus gratis."

    Ich bin gespannt, für welche Idee man sich am Neustädter Markt entscheiden wird. So großzügiig wird er nicht mehr sein. Aber nach 40 Jahren ist eine Rundumerneuerung ganz sicher notwendig. So musste ich feststellen ein paar der schönen historischen Sandsteinfiguren sind ins Depot verschwunden. Die Umwelt und dere Zahn der Zeit setzt ihnen zu. Vielleicht gibt es irgendwann Kopien. Jetzt sieht es jedenfalls so traurig aus

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    Ach eins noch. Ein Pärchen hat seinen Senioren-Mercedes unterwegs abgestellt, vor lauter Begeisterung vergessen 🙂 und nun sehen sie so aus

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    Werden sie noch gebraucht?

    Allen ein schönes Wochenende, am Besten ihr macht euch kühle Gedanken.

    Constantia

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