Radio in der Nachkriegszeit

  • Radio in der Nachkriegszeit

     Wiederholung antwortete vor 4 Jahren, 3 Monate 7 Teilnehmer · 9 Beiträge
  • Novis

    Organisator
    1. November 2019 um 10:43

    Irgendwann in der Nachkriegszeit brachte mein Vater ein selbst gebasteltes Radio mit.
    Ein Drehknopf links und ein weiterer rechts. Der eine diente zum Sender einstellen, der andere für Lautstärke, der – wenn er zu weit aufgedreht wurde – einen pfeifenden Rückkopplungston auslöste.

    Rundfunksender?

    Ja, für uns in Niedersachsen gab es den Nordwestdeutschen Rundfunk, kurz NWDR.

    Da gab es eine Reihe von Sendungen, die mir bis heute in Erinnerung sind:
    Morgens um 09.00 Uhr Schulfunk mit kleinen Hörspielen. Meist ging es um geschichtliche Ereignisse.

    Dann gab es den Tierfreund, der über das Leben von Vögeln und anderen heimischen Wildtieren erzählte.

    „Du bist mitverantwortlich“ hieß eine Sendung, die man heute wohl unter Gemeinschaftskunde einordnen kann.

    Über Mittag war Sendepause.

    Das Nachmittagsprogramm begann mit dem Suchdienst. Der Krieg und die Vertreibung hatte viele Familien auseinandergerissen und nun suchten Menschen nach ihren im Krieg vermissten Männern oder nach auf der Flucht verloren gegangenen Angehörigen.

    Danach wurde der Schulfunk vom Vormittag wiederholt.

    Sonntags um 14.00 Uhr kam der Kinderfunk mit einem kindgerechten Hörspiel.

    Gut in Erinnerung ist mir eine Sonntagsnachmittags einmal im Monat: Die Funklotterie mit Just Scheu. Da konnte man Geld gewinnen. 10.000 Mark war der Hauptgewinn. Eine unvorstellbar große Summe.

    Im Abendprogramm gab es in meiner Erinnerung die Schlagerparade.

    Es gab auch Kriminalhörspiele. Sehr spannend lockten sie die Menschen von der Straße vor das Radio. Paul Temple hieß der ermittelnde Kommissar.

    Dann gab es noch Sender für die Besatzungstruppen. British Forces Network (BFN) und American Forces Network (AFN). Vom AFN singt Truck Stop heute noch oft im Radio, wenn er Dave Dudley hören will.

    Wir wohnten in der Nähe der Zonengrenze. Da schwappten die ostzonalen Sender rüber. Ob wir Kinder die Sender nicht hören sollten oder wollten, weiß ich nicht mehr.

    Dann gab es noch den Sender RIAS: Rundfunk im amerikanischen Sektor. Ein Sender für das geteilte Berlin.

    Immer mehr fällt mir ein, während ich hier schreibe. Aber für heute soll es genug sein.

    Novis

  • Marga125

    Teilnehmer
    1. November 2019 um 11:56

    Hallo Novis
    Ja, an den Kinderfunk Sonntagmittags um 14 Uhr erinnere ich mich auch noch. Den durfte man nicht verpassen.
    Und jeden Nachmittag Schulfunk, den habe ich gehört, wenn ich Schularbeiten machte.
    Das Radio war ein braunes Eichenmöbel mit integriertem Plattenspieler.

  • Unbekannt

    Teilnehmer
    1. November 2019 um 12:14

    Mit Wehmut erinnere ich mich an die "selbsterklärende" Bedienung der Radios:

    Ein/Aus – Wellenbereich – Lautstärke – Sender – Tonblende.

    Heute:

    Tasten – Sensoren – "Mäusekino", und eine 5mm dicke Bedienunganleitung, die man erst dann versteht, wenn es durch Probieren gelungen ist, einen Sender einzustellen.

    Vom Schulfunk ist mir noch
    "Der kleine Tierfreund"
    in Erinnerung
    – und dann war da noch der
    "Deutscher Freiheitssender 904" aus Burg bei Magdeburg.

  • Novis

    Organisator
    1. November 2019 um 12:58

    Der Deutsche Freiheitssender 904 war ein reiner sendestarker Propagandasender Ostdeutschlands mit der Zielgruppe Bevölkerung in Westdeutschland, der 1956 als Reaktion auf das Verbot der KPD in der Bundesrrepublik ins Leben gerufen wurde.

    Damals gab es – nach meiner Erinnerung – in der Bundesrepublik einen Gema-Streit um die Rundfunksendungen von Originalfassungen der Schlager. Deshalb sendeten die Rundfunkanstalten in Westdeutschland vorübergehend nur Eigenproduktionen. Der DFS 904 kümmerte sich nicht um Gema und sendete munter die Originalfassungen der Schlager und hatte dadurch einen großen Zuhörerkreis.

    1960 kam dann noch der Deutsche Soldatensender 935 dazu. Er hatte die Zielgruppe Soldaten und in erster Linie Wehrpflichtige Soldaten der Bundeswehr. Er berichtete über tatsächliche und erfundene Missstände in der jungen Bundeswehr.

    Der Deutsche Freiheitssender 904 stellte 1971, der Deutsche Soldatensender 1972 den Sendebetrieb ein.

    Novis

  • Unbekannt

    Teilnehmer
    1. November 2019 um 19:03

    Vor der Währungsreform sah ich in einem Schaufenster ein Schiff, das wohl aus Holzklötzen zusammengeklebt war.

    Ich muss wohl so lange gebettelt haben, dass meine Mutter es mir gegen ihre Überzeugung (und wohl auch gegen sinnvollen Einsatz ihrer finanziellen Möglichkeiten) gekauft hat.

    In einer Waschschüssel habe ich es zu Hause dann schwimmen lassen wollen (an eine Badewanne war zu damaliger Zeit noch lange nicht zu denken).

    Der "Erfolg":

    Die Holzstücke waren anscheinend mit Mehlkleister zusammen geklebt und mit minderwertigen Farben behandelt —>
    die blasser werdenden Klötze schwammen einzeln in einer Brühe undefinierbarer Farbe.

    An meine Enttäuschung kann ich mich erinnern- an die meiner Mutter nicht.

  • Unbekannt

    Teilnehmer
    2. November 2019 um 8:55

    Radio zu hören war für mich ein Erlebnis.

    Aus wenigen Bauteilen
    (selbstgewickelte Spule, Drehkondensator aus einem alten Radio, Bleiglanzkristall (als Nachfolger dann eine Germaniumdiode) und einem langen Draht)
    war Musik aus dem "Nichts" zu entlocken, vorausgesetzt, man war eines Kopfhörers habhaft – das damals für mich am schwierigsten zu beschaffende Bauteil.

    Aber irgendwann tauchte dann einer auf – irgendwo vom Dachboden – aus Wehrmachtsbeständen – und dann hörten wir Radio in der Baumbude …

    In den "Genuss" werden die Nachfolge-Generationen nicht mehr kommen, denn Mittel- und Langwelle sind so gut wie tot.

  • Ricarda01

    Teilnehmer
    2. November 2019 um 9:52

    Guten Morgen, lieber Novis! Du hast ja ein geradezu phänomenales Gedächtnis…..
    An einige der in deinem Beitrag erwähnten Namen erinnere ich mich auch.
    Ich denke, wir hatten gar kein Radio, bis ich so 16 war. Da bekamen wir nämlich unsere erste eigene Wohnung im Westen, nachdem wir vorher im Flüchtlingslager und danach im Privathaus eines Einheimischen auf engstem Raum einquartiert waren.
    Aber an sogen. 'Schlagerparaden' kann ich mich noch gut erinnern, auch an den ersten Jazz im Radio, der mich zum Hotclub Dortmund brachte. Ja, ja – alte Zeiten und gut, dass sie vorbei sind.
    Schönes Wochenende – Ricarda :-B

  • Wiederholung

    Teilnehmer
    1. Januar 2020 um 18:48

    Für Kinder gab es nachmittags Kinderprogramm , den Fernsehkinderfunk aus Berlin mit Ilse Obrig. Dort wurde gebastelt und gespielt, es gab auch oft ein Puppenspiel "Teddy Teddybär".
    "Kuckuck, kuckuck, der Fernsehkinderfunk, kuckuck, kuckuck, ruft wieder alt und jung". Mit dem Lied begann die Sendung immer.

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