Schere im Kopf?
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Wir schreiben das Jahr 2008 und ich bin wohl immer noch einer der wenigen, die Dame statt Frau bei der Anrede schreiben.
Als ich aber vor Kurzem im Radio hörte, dass eine der Sekretärinnen der Chefetage bei VW fast vor Scham in den Erdboden versunken wäre, weil einer der hohen Herren fragte, ob denn die Damen schon anwesend seien, wurde ich stutzig. Was war so schlimm an dieser für mich normalen Frage?
Dabei war es nur die Interpretation des Wortes Dame und es ist die Assoziation im Kopf der betreffenden Person. Mit der Frage nach den Damen waren Prostituierte gemeint. Also Personen, die umgangssprachlich oder als Schimpfwort mit den Begriffen Nutten, Huren, Bordsteinschwalben oder Mitgliederrinnen des horizontalen Gewerbes benannt werden.
Haben das horizontale Gewerbe oder die Herren, die dieses in Anspruch nehmen, hier die Begriffe Dame im Singular oder Damen im Plural für die Bezeichnung der Prostituierten übernommen?
Wann ja, dann ist die gebräuchliche Anrede “Meine Damen und Herren“ doch wohl sofort zu unterbinden. Oder? Dann verstehe ich auch, warum viele die Anrede “Dame“ für sich ablehnen.
Ich denke genau das Gegenteil sollte der Fall sein. Die Anrede Dame sollte nun erst zu Recht eingefordert und genutzt werden.
Sie sollten nicht kapitulieren und die Anrede “Damen“ oder “Dame“ für sich einfordern und sie nicht den lieben netten Dienstleistungsanbieterinnen des “Horizontalen Gewerbes“ überlassen!
Sollte die “Schere im Kopf“ bereits ihr Unheil vollendet haben und bei dem ausgesprochenen Wort “Dame“ die Gedanken im “Hinterkopf“ nicht die einer wohl ehrbaren Bezeichnung für unsere weibliche Gesellschaft sein? Wenn das so sein sollte, weil sogleich die gedankliche Verbindung zur Prostitution geknüpft wird, dann ist es für mein Ansinnen zu spät.
Dann wäre die Anrede “Dame“ in Wort und Schrift bereits zur groben Beleidigung geworden.
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Das lieber Carl @Carl75 , ist wirklich eine etwas komplizierte Angelegenheit. Kenne es auch aus meiner Jugendzeit “Die Damen aus dem Bordell, Puff, ec?…”
Schrieb es hier schon mal…”Dame” ist eine Frau, die noch nie im Leben gearbeitet hat…war die “Erklärung” in meiner Jugendzeit, ist so bei mir gespeichert…Alle die tollen Frauen, die ich kannte und kenne, für die traf und trifft das nicht zu…als “Dame” habe ich mich auch noch nie verstanden…werde mal in Wikipedia nachschauen…Du hast recht Carl ist nicht stimmig…???
VG. zum Sonntag!
P.
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Danke!
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“Dame!” kommt aus dem Französischen wurde vor ca.400 Jahren in den deutschen Wortschatz aufgenommen… es unterlag verschiedenen Epochen ZB war es nur adeligen Damen vorbehalten, später auch reichen Bürgerinnen. Teilweise auch Mode abhängig, die ja in einigen Epochen sehr stark…bis heute von Frankreich ausging, usw. kann jeder selbst nachlesen.
Liebe Abendgrüße
P.
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Wäre es nicht einfacher und zeitgemäßer, die ‘Herren’ statt der ‘Damen’ der Moderne anzupassen?
Schon allein der Umstand, dass aus jedem ‘Mann’ bei der Anrede ein ‘Herr’ wird (sehr geehrter Herr Hinz, guten Tag, Herr Kunz), eine ‘Frau’ jedoch stets eine ‘Frau’ bleibt (sehr geehrte Frau Meier, guten Tag, Frau Müller), es sei denn, sie wurde in den Ritterstand erhoben, darf sich ‘Dame’ nennen und verlangen, so angesprochen zu werden (obwohl das wegen der Adelsabschaffung hierzulande inzwischen auch obsolet ist) oder befindet sich in Gesellschaft anderer Frauen, so dass sie alle gemeinsam vereinnahmt werden können (darf ich bitten, meine Damen!), zeigt die sprachliche Benachteiligung von Frauen bzw. die gesellschaftliche Überhöhung von Männern in unserer Sprache.
Wenn ‘Herren’ und ‘Männer’, die sich selbst sozial und gesellschaftlich oberhalb von Prostituierten verorten, von diesen als ‘Damen’ sprechen, dann ist das in der Regel ironisch gemeint und als das genaue Gegenteil von ‘Damen’ zu verstehen und gleichzeitig als ebenso perfide wie augenzwinkernde Verharmlosung für den unschicklichen Umgang mit Frauen von (vermeintlich) deutlich niederem sozialen und gesellschaftlichen Niveau als dem (vermeintlich) eigenen.
Gleichzeitig, weil es sprachlich Unterschiede nivelliert, ist es bei Gebrauch in diesem Sinne aber auch eine Beleidigung für alle Frauen/Damen, die keine Prostituierten sind.
Insofern: Schafft ‘Herren’ und ‘Damen’ ab, lasst sie Männer und Frauen sein! Und gut Ist’s!
M.
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@Modesty, danke für die Antwort.
Wenngleich ich seit vielen Jahren bei der Anrede Dame und nicht Frau schreibe, so könnte ich auch gut verstehen, wenn wir die “gehobenen” Anreden Dame und Herr nicht mehr anwenden und dafür Frau und Mann sagen und schreiben. Ich komme darauf in einer meiner weiteren Kurzgeschichten zurück.
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Warum nicht gleich Herrin und Frauer (erstaunlicherweise ist auf diesen Begriff noch niemand gekommen )
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Doch Du, lieber Fagus @Fagus…erstaunliche neue Wortschöpfung “Frauer”…so gar nicht bekannt…vielleicht wirds ja noch…Frauer??? Unterschied Herrin war bereits in früheren Zeiten gängig…ist keine neue Erfindung…Herr und Herrin…Anrede der Untergebenen in besonderen Kreisen…
@Carl75 das gefällt Dir doch…zu provozieren!? Würde mich interessieren, wie die “Frauen” auf “Dame” reagieren, die Du anschreibst? kannst es ja mal ausprobieren, statt Dame Herrin zu schreiben…
P.
- Dieser Beitrag wurde vor 1 Jahr, 7 Monate von Pitti65 bearbeitet.
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