Was ist ein Alltagsbetreuer?

Alltagsbetreuer sind aus der heutigen Zeit kaum mehr wegzudenken. Überall dort, wo in der Pflege zu wenig Zeit für den sozialen und persönlichen Kontakt zum Patienten bleibt, spielen sie eine Rolle. Betreuungsbedürftigen Personen Zuwendung, zusätzliche Betreuung und Aktivierung zu schenken, kann sehr sinnstiftend sein. Doch wie sieht es eigentlich mit den konkreten Aufgaben eines Alltagsbegleiters aus? Und welche Qualifikationen braucht man, um Betroffene zu unterstützen?

Welche Aufgaben hat ein Alltagsbetreuer?

Einsamkeit im Alter ist ein Problem, das immer häufiger auftritt. Vor allem dann, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dazu in der Lage ist, sich ehrenamtlich zu engagieren um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, ist die Gefahr für eine Vereinsamung groß. Gefühle der Einsamkeit und des Alleinseins können weitreichende Konsequenzen haben: Aufkeimende Ängste, fehlender Lebenssinn und eine weitere Isolation, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depression können die Folge sein. Umso wichtiger ist es, Beschäftigung und Hobbys im Alter zu finden, die Spaß machen und einen in Kontakt mit Menschen bringen. Was aber, wenn man dement oder in der Bewegung eingeschränkt ist und aufgrund dessen spezielle Bedürfnisse hat? In diesen Fällen kann ein Alltagsbetreuer helfen.

Die Begriffe für eine „zusätzliche Betreuungskraft nach §§ 43b, 53b SGB XI“ sind vielfältig: Alltagsbegleiter, Alltagsbetreuer, Betreuungsassistent, Betreuungskraft oder Seniorenbetreuer – sie alle sind eine große Entlastung für Pflegepersonal und pflegende Angehörige. Diese besonderen Betreuer begleiten pflegebedürftige Menschen in ihrem Alltag. Neben der Betreuung fällt auch die Aktivierung und Förderung des Pflegebedürftigen in den Aufgabenbereich des Alltagsbetreuers.

Wer einen Pflegegrad 1 bis 5 besitzt, kann eine solche Betreuungskraft engagieren. Die dabei entstehenden Kosten werden dann von der Pflegekasse übernommen. Man kann aber auch ohne Pflegegrad einen Alltagsbegleiter engagieren und die Kosten selbst tragen. Vor allem für (pflegende) Angehörige kann dieser Schritt eine große Entlastung bedeuten. Möchte man einen Alltagsbegleiter engagieren, lohnt es sich, vorab zu prüfen ob eine Kostenübernahme möglich ist. Dies ist dann der Fall, wenn die zu betreuende Person einen Pflegegrad hat und der Leistungserbringer von der Pflegekasse anerkannt wird. Eine Kostenerstattung kann über den Entlastungsbetrag, die Verhinderungspflege (nur Pflegegrad 2 bis 5) oder die kombinierte Verhinderungs- und Kurzzeitpflege (nur Pflegegrad 2 bis 5) erfolgen.

Was macht ein Alltagsbetreuer?

Anders als bei der Pflegefachkraft beschäftigt sich der Alltagsbetreuer nicht mit der Pflege von Patienten. Stattdessen kümmert er sich um die Unterstützung bei der Alltagsgestaltung und -bewältigung. Wie genau diese Unterstützung aussieht, wird immer individuell geregelt und hängt von den Bedürfnissen des Betroffenen ab.
In folgenden Situationen kann ein Alltagsbegleiter wertvolle Unterstützung leisten:

  • Fällt es Ihnen schwer, Ihren Alltag selbständig zu stemmen?
  • Haben Sie eine Einschränkung und möchten lernen, Ihren Alltag selbstbestimmt zu meistern?
  • Hatten Sie einen Unfall, der Ihr Leben von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt hat und Sie wissen nicht, wie Sie den Weg zu mehr Selbständigkeit ebnen können?
  • Auch Angehörige können mit einer Alltagsbetreuung Unterstützung bei den alltäglichen Erledigungen für ältere Familienmitglieder oder Pflegebedürftige erhalten.

Abhängig von den individuellen Bedürfnissen kann der Alltagsbegleiter auf vielfältige Weise Hilfe leisten:

  • Begleitung bei Behördengängen, Arztterminen und anderen Wegen
  • Hauswirtschaftliche Tätigkeiten und Einkaufen
  • Gesprächspartner
  • Spaziergänge, Ausflüge, Lesen, Malen und Basteln
  • Musizieren, Tanzen, Gesellschaftsspiele und Kreuzworträtsel
  • Grünpflege, handwerkliche Tätigkeiten und Begleitung bei Kirchgängen
  • Kochen, Backen und Haustierversorgung

Das Konzept Alltagsbegleiter bedeutet, den Betreuten für Gespräche über Alltägliches zur Verfügung zu stehen, ihnen die Ängste zu nehmen und Orientierung zu vermitteln. Ebenso wichtig ist die Förderung der Selbständigkeit in Abhängigkeit der körperlichen oder geistigen Einschränkung.

Welche Qualifikationen haben Alltagsbetreuer?

Eine bundeseinheitlich geregelte gesetzliche Ausbildung gibt es für Betreuungskräfte nicht.
Auch ist rechtlich kein bestimmter Schulabschluss für die Ausbildung notwendig.
Die Dauer der Ausbildung variiert von Bundesland und Einrichtung, in der man die Ausbildung abschießt. In der Regel dauert sie 4-5 Monate. In dieser Zeit werden alle wichtigen Grundlagen zur Arbeit als Alltagsbetreuer vermittelt. Je nachdem, wo man später arbeiten möchte, kann es jedoch sein, dass einige Arbeitgeber Wert auf die einheitliche Rahmenrichtlinie des GKV-Spitzenverbandes legen. So muss man beispielsweise in stationären Pflegeeinrichtungen nachweisen, dass man die Zusatzqualifikation „Betreuungskraft §§ 43b, 53b SGB XI“ besitzt.

Eine weitere Möglichkeit ist der Weg über eine Weiterbildung zum Alltagsbetreuer.
Viele Menschen die aus sozialen Berufen wie z.B. der Pflege kommen, entscheiden sich im Laufe ihres Arbeitslebens für eine Weiterbildung zum Alltagsbetreuer.
Im Rahmen einer solchen Weiterbildung erwirbt man Fach- und Handlungskompetenz. Diese sind notwendig, um auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, demenzbedingten Funktionsstörungen, geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung eingehen zu können.
Zu den schwerpunktmäßigen Inhalten des Lehrgangs nach den Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes gehören:

  • PC-Anwenderwissen
  • Berufsfeld zusätzlicher Betreuungskräfte
  • Grundkenntnisse Krankheitsbilder im Tätigkeitsfeld
  • Grundkenntnisse der Pflege und Pflegedokumentation
  • Kommunikation und Interaktion
  • Lebens- und Alltagsgestaltung Betreuungsbedürftiger
  • Biografisches Arbeiten
  • Erwerb des Erste-Hilfe-Scheins
  • sowie ein 20-tägiges Praktikum in einer Pflegeeinrichtung, um die theoretisch erworbenen Kenntnisse zu vertiefen

Mit dieser Weiterbildung werden zukünftige Betreuungskräfte bestens darauf vorbereitet, hilfs- und pflegebedürftige Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen. Schließlich lernen sie unter anderem auch, auf besondere Bedürfnisse bei der Demenz-Betreuung einzugehen. Vorkenntnisse in der Pflege sind für eine solche Weiterbildung nicht erforderlich, können jedoch von Vorteil sein.

So kann ein Alltagsbetreuer helfen

Alltagsbetreuer können für pflegende Angehörige eine wichtige Entlastung sein, etwa wenn diese verhindert sind, oder als zusätzliche Ergänzung. Dank ihrer Qualifikationen und Kenntnisse können Alltagsbegleiter ihre Patienten auf verschiedene Art und Weise unterstützen. Sie können zum Beispiel das Gedächtnis der ihnen anvertrauten Person trainieren, indem sie gemeinsam Kreuzworträtsel, Sudoku oder Knobelaufgaben lösen. Aber auch in Sachen Fitness und Bewegungsfähigkeit können sie ihren Schützlingen Hilfe leisten, etwa durch gezielte Bewegungsübungen oder Spaziergänge an der frischen Luft. Auch der gemeinsame Einkauf kann Senioren helfen, ihr Leben trotz Einschränkungen selbstbestimmt zu meistern.

Ganz allgemein geht es darum, den Alltag der betreuten Menschen abwechslungsreich, motivierend und bunt zu gestalten. Das kann ganz unterschiedlich aussehen und sollte sich immer nach den Interessen des Patienten richten. Manche brauchen jemanden, der ihnen zuhört, andere wünschen sich eine Begleitung für den wöchentlichen Gottesdienst oder möchten bei Behördengängen und Arztterminen begleitet werden. Kurzum: Alles, was dazu beiträgt, dass pflegebedürftige Senioren trotz Einschränkungen aktiv bleiben und kreativ gefördert werden.

Um auf die speziellen Bedürfnisse ihrer Patienten eingehen zu können, sind Alltagsbegleiter in vielen wichtigen Bereichen geschult. Während der Ausbildung lernen sie beispielsweise den Umgang mit Demenzerkrankten sowie mit Menschen mit geistiger Behinderung und typischen Alters- oder degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparats. Auch wenn sie keine pflegerischen Tätigkeiten übernehmen, verfügen sie auch hier über Basiskenntnisse und wissen, wie sie bei Nahrungsaufnahme Hilfe leisten können, wie der richtige Umgang mit Inkontinenz, Schmerzen und Wunden ist.

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