Pumpennachbarschaft

  • Pumpennachbarschaft

     GSaremba61 antwortete vor 1 Jahr 3 Teilnehmer · 8 Beiträge
  • Schnabela

    Teilnehmer
    11. April 2023 um 11:21

    Gestern versprach ich @Ludmilla + @Chili etwas dazu zu schreiben.

    Früher, als die Dörfer nicht automatisch mit Modernitäten versorgt wurden, gab es einen oder mehrere Dorfbrunnen mit handbetriebenen Pumpen. Es war lebenswichtig, dass diese Pumpen funktionierten, deshalb wurden sie gut gepflegt von den Dorfbewohnern.
    Auch das gesellschaftliche Leben kam nicht zu kurz.

    Das Dorf Millingen bestand aus wenige alte Häuser, der Rest war relativ neu gebaute Häuser.
    Es gab eine Straße, die zu diesen neugebauten Teil hineinführte, sonst gab es nur Stichstraßen. Einen Dorfbrunnen gab es nicht. Einige wenige Bewohner waren alte Rheinberger, darunter meine direkten Nachbarn, sonst nur Zugezogene aus ganz anderen Gegenden.

    Diese Nachbarin erzählte uns im kleineren Kreis wie es war mit der Pumpennachbarschaft.
    Die Pumpe musste gepflegt werden, Dorffest gemeinsam organisiert, bei Krankheit, nach einer festgelegten Zeit, Besuch von einer Abordnung gemacht. Eine Satzung geschrieben, eine Mitgliedsliste geschrieben und einen Mitgliedsbeitrag festgelegt.

    Das wollten wir auch haben! So wurden die Bewohner meiner Stichstraße und die Stichstraße daneben befragt, ob sie mitmachen wollten. Fast alle waren dafür.

    Eine Pumpe hatten wir nicht, auch keinen Brunnen. Eine Pumpe wurde gekauft, aufgestellt – gut sichtbar – auf ein Grundstück platziert. Am Ersten jedes Monats wurde das Putzzeug an dem nächsten Pfleger – laut Liste – weitergereicht, die Pumpe wieder frisch poliert.
    Unser Straßenfest – unbeschreiblich!!
    Ich lag 3 Wochen im Krankenhaus – nach 14 Tage (laut Satzung) kamen 4 Nachbarn und brachten Ess- und Trinkbares mit.

    Und bei Geburtstagen – wer wollte kam.
    Ohne sich gegenseitig in die Kochtöpfe zu schauen hatten wir eine tolle Gemeinschaft geschaffen.

    Pumpennachbarschaften am Niederrhein sind nicht überall gleich, gab/gibt es in Varianten.
    Ob noch vorhanden, ich weiß es nicht, früher war es sogar in Wikipedia beschrieben.

    (Noch Niederrheiner hier, bei denen “es klingelt” und etwas dazu erzählen kann)

    • Dieser Beitrag wurde am vor 1 Jahr von  Schnabela geändert.
  • Chili

    Mitglied
    11. April 2023 um 19:02

    Schnabela, danke für Deine ausführliche Erklärung. Den Begriff habe ich noch nie gehört, er ist aber jetzt durchaus plausibel und eigentlich ist die Aktion auch sehr schön. Dieses Miteinander gefällt mir.

    Ich habe heute Vormittag bereits geantwortet – wunderte mich soeben, dass nichts bei Dir angekommen schien.

    Liebe Grüße und herzlichen Dank

    Chili

  • GSaremba61

    Teilnehmer
    11. April 2023 um 20:05

    Nicht niederrheinisch – doch nah dran Wink

    Ich lebe in D in einer Hausgemeinschaft (2 Häuser städtischer Wohnungsbau) und genauso wird es in unserer Hausgemeinschaft gelebt, wie Du, Schnabela, die “Pumpennachbarschaft” beschreibst. Jeder kann jeden um Hilfe bitten – jeder hilft jedem, natürlich nach Wissen und Können. Feste werden gefeiert wie sie fallen von Silvester über Ostern zu Weihnachten bis Silvester. Nicht zu vergessen im Sommer die Gartenfeste. Der Garten wird gemeinsam bearbeitet. Einmal im Monat gibt es ein Treffen in dem mögliche Schwierigkeiten besprochen und möglichst erledigt werden. Manchmal muss man über den eigenen Schatten springen und entscheiden – allein oder gemeinsam – nicht immer einfach, doch machbar. Upside Down

    Einen “Fehler” gibt es bei uns – wir sind alle über 60 Jahre. Da wäre eine Generationenhausgemeinschaft vielleicht der bessere Weg gewesen. Doch auch so lässt sich gut leben.

    GeSa

  • Schnabela

    Teilnehmer
    12. April 2023 um 9:23

    @Chili

    Ich glaube es gab gestern Probleme mit Zustellungen, ich bekam auch alte Meldungen noch einmal. Ich suchte gestern bei Wikipedia, ob es dort den Begriff noch gibt -ja.
    Und jede Menge mehr von den verschiedenen Vereinigungen. Dabei erfuhr ich, dass es in Xanten eine Sehenswürdigkeit gibt.
    Die Pumpennachbarschaft Orkstraße wurde 1652 gegründet! Und deren Pumpe ist wirklich sehr schön.

    Es war vor Internetzeiten als ich dort wohnten, sonst hätte ich mit Sicherheit die Pumpe angesehen.

  • Schnabela

    Teilnehmer
    12. April 2023 um 9:42

    @GSaremba61

    Obwohl diese Pumpennachbarschaften am Niederrhein einen realen historischen Ursprung haben, geht es auch ohne eine gute Nachbarschaft zu haben. Du hast das Glück in so eine Hausgemeinschaft zu leben. Auch wenn alle Hausbewohner etwas älter sind, ist es ausgeschlossen, dass gelegentlich auch Jüngere einziehen?
    Wichtig ist nur, sie sofort als Mitbewohner einzubeziehen.
    Sofern sie dabei sein wollen.

  • GSaremba61

    Teilnehmer
    12. April 2023 um 11:31

    Ich sage es mal vorsichtig – bis jetzt gibt es keine Möglichkeit Jüngere einzubeziehen. Es sind Stadtprojekte und entsprechend deklariert. Es gibt in gleicher Art auch Mehrgenerationenhäuser – waren nur keine Wohnungen frei und so bin ich hier hin gezogen. Es läuft gut.

    GeSa

  • Schnabela

    Teilnehmer
    12. April 2023 um 12:00

    @GSaremba61
    Immerhin lobenswert, dass die Stadt solche Projekte anbietet.
    Müsste es viel mehr von geben.

  • GSaremba61

    Teilnehmer
    12. April 2023 um 12:14

    Ja, mehr davon wäre gut. Gut finde ich auch, es sind Kombinationen von Sozial- und freien Wohnungen. Positiv für die Finanzierung. An die Mietbremsen halten sie sich auch. Und es gibt keine Aus-/Abgrenzung von “arm und reich”.

    Es gab schon einige Architekten aus anderen Städten, die sich hier umgeschaut haben. Wieweit es dann auch umgesetzt wurde ist mir allerdings unbekannt.

    GeSa

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