Wo die Karriere der Gräfin Cosel begann

  • Wo die Karriere der Gräfin Cosel begann

     Constantia antwortete vor 3 Jahren, 6 Monate 1 Teilnehmer · 1 Senden
  • Constantia

    Organisator
    27. September 2020 um 10:29

    “Laubegast liegt dicht am Elbufer, gut eine Stunde von Dresden entfernt. Das kleine Dorf besaß schon damals einige Häuschen, die offenkundig Vermögendere und Höhergestellte der Umgebung gebaut hatten. Sie verschwanden hinter alten Linden und Buchen, schimmerten zwischen Ästen schwarzer Föhren und Tannen hindurch”.

    So schreibt es Józef Ignacy Kraszewski in dem Buch “Gräfin Cosel”, einem der Bände über die die glänzendste sächsische Geschichte.

    Die Tochter des Rittmeisters Joachim von Brockdorf hatte, bevor es sie nach Laubegast verschlug, ein unruhiges Leben. Für uns hier ist diese Zeit aber für diesen Beitrag nicht von Belang. 1699 hatte die Schönheit in Wolfenbüttel den Direktor des sächsischen Generalakzise-Kollegiums Adolph Magnus von Hoym kennengelernt. Am 2. Juni 1703 heiratete das Paar auf Burgscheidungen. Eigentlich eine Ehe ohne Belang, wenn es Hoym nicht an den sächsischen Hof verschlagen hätte.

    Bei Kraszewski wird erzählt, Hoym hätte beim König über die Schönheit seiner Gattin geprahlt, die er doch eigentlich auf eine Grundstück in Laubegast versteckt hölt. Aber der Alkohol lockert so manche Zunge. Das Interesse des Königs ist geweckt und durch einen Trick lockte August der Starke die Dame nach Dresden und die Karriere der Gräfin Cosel begann.

    Am 7. Dezember 1704 beim Brand des Stadthauses der Hoyms in Dresden soll August der Starke der Schönen begegnet sein.
    Etwa zur gleichen Zeit – August der Starke hatte einen jungen, äußerst starken Mann aus Polen in seinen Hofstaat aufgenommen. In Dresden erkundete dieser Soldat dann Dresden und Umgebung. Er entdeckte die schöne Anna von Hoym, verliebte sich unsterblich in sie und folgte ihr, wohin es die Schöne auch verschlug. So schreibt es zumindest Kraszewski. Er soll sogar in der kalten Elbe geschwommen sein, um die am Ufer Wandelnde bewundern zu können. Aber da ist wohl dem Autor ein wenig die Phantasie durchgegangen.
    Wie auch immer! In Laubegast und für eine Reihe von Laubegaster, ach was sage ich, Dresdner, lebt sie immer noch.
    Aber 1703/1704 (später ist sie nie in diese Dorf zurückgekehrt) liegt lange zurück und seit ich die Geschichte(n) kenne spukt in so manchen Köpfen die Frage “Wo hat Anna von wem auch immer eigentlich gewohnt?”
    Zwei Grundstücke kommen für den Laien infrage. Die Hartmannsche Villa direkt an der Elbe und das Herrenhaus an der Straße, die Laubegast sozusagen mit der Welt verbindet. Beide Gebäude entstanden aber später. Da war die Zeit der Gräfin auch andernorts längst vorbei. Das Herrenhaus geht auf die “Zwirn-Wölfe” zurück. Laubegaster Zwirn war über Dresden hinaus gefragt und ein einträgliches Geschäft. Da konnte man sich schon mal so ein Herrenhaus leisten.
    Und die Hartmannsche Villa? Ihre Existenz geht auf den Chemnitzer Maschinenfabrikanten und Eisenbahnpionier Richard Hartmann zurück. Er ließ sich diese Gründervilla als Sommersitz errichten. Nach dem Tod Richard Hartmanns im Jahr 1878 lebte ab 1881 sein Sohn Gustav Hartmann in der Villa. Ein Enkel Richard Hartmanns gründete im Garten und im Palmenhaus der Villa die Creutz-Film-Gesellschaft, die später in Saxonia-Film umbenannt wurde.
    Später hatte das Gebäude andere Mieter und heute befindet sich das Gebäude wieder in Privatbesitz. Ich hatte anlässlich des Tages des offenen Denkmals (oder war es ein geführter Rundgang durch Laubegast) die Möglichkeit einen Blick in die Villa zu werfen. Na die hätte schon eher zur Gräfin Cosel gepasst.
    Inzwischen scheint das Rätsel gelöst, wie in meiner Tageszeitung zu lesen war. Das Haus/der Hof des Ministers Hoym befand sich auf dem Grundstück, dass heute die Hartmannsche Villa schmückt.
    https://www.saechsische.de/auf-den-spuren-der-cosel-3807280.html

    Ich hoffe, der Artikel ist für euch zu lesen. Das ist ja heutzutage nicht immer so sicher.

    Wenn ich nun dieses Stück zwischen Altlaubegast und der Schiffswerft spaziere, werfe ich auch immer einen Blick auf das Elbwasser. Aber bis zum heutigen Tag schwamm da kein junger Mann aus Liebe zu mir im Wasser. Ein bisschen träumen darf man aber, oder?
    Direkt am Elbufer, in einem der kleinen Häuser wohnte eine Tante mit ihren beiden Töchtern und ihrem zweiten Mann hier. Es war immer spannend, wenn wir hier zu Besuch waren. Aber das wären dann völlig andere Geschichten.

    Zum Schluss zeige ich euch noch ein kleines Häuschen. Auf dem einen steht es nach einem Hochwasser traurig am Ufer. Auf dem zweiten, restauriert und wieder mit der Wasserstandsleiste, so wie es in meiner Kindheit schon war. Ich habe ich damals immer gefragt, wie weit ins Land möge das Wasser stehen, wenn der Wasserstand so hoch ist. Inzwischen weiß ich es, bekam es zu spüren. Ich sage euch, das ist nicht lustig.

    Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.

    Constantia Face With MonocleCameraMask

    • Dieser Beitrag wurde am vor 3 Jahren, 6 Monate von  Constantia geändert.
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