Glanzlichter

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     Constantia antwortete vor 4 Jahren, 8 Monate 1 Teilnehmer · 1 Senden
  • Constantia

    Organisator
    17. August 2019 um 10:03

    Wenn ich über die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden erzählen möchte, könnte ich im 16. Jahrhundert beginnen und dann mit euch durch die Jahrhunderte wandeln. Wahrscheinlich würde ich abschweifen, mich verlaufen und am Ende wüsste keiner mehr worum es geht 🙂 .

    Also lade ich euch gleich mal in meine Kindheit/Jugend ein. Mein erster und über längere Zeit einzige Besuch des Hauses war eindrucksvoll. Aber wie sollte man all diese Motive und deren Maler im Kopf behalten. Manche waren so düster und irgendwie war das ein Ambiente wie beim Gruseln in meinen Märchenbüchern (so meine Erinnerung).

    Natürlich kannte ich die Geschichte über die Rettung vieler Bilder, unsachgemäß gelagert, einen DEFA-Film "Fünf Tage – fünf Nächte". Erlebte den Wiederaufbau. Die Zeit läuft und ich laufe mit.

    In der Endphase der DDR begann die Sanierung und sicher auch Modernisierung des Semperbaus. Wurde ja auch Zeit, dachten wohl viele.

    Dann kam die Wende und es gab so vieles andere, was uns beschäftige. Für mich (und sicher nicht nur für mich) waren die Arbeiten dort kein Thema. Problematisch mit den veränderten politischen Verhältnissen neben der Geld- sicher auch Sicherheitsfragen.

    Dann die Überraschdung. Am 5. Dezember 1992 wurde die Galerie Alte Meister wieder eröffnet. Manchmal überlege ich, wie perfekt die Sanierung war in diesen chaotischen Zeiten.

    Das Hochwasser im Jahr 2002 sitzt bei den meisten Dresdnern noch heute tief. Ich habe auf alten Zeitungsauschnitten Fotos gesehen, da kommen einem die Tränen. In einem Zeitungsartikel der DNN vom 20. September 2002 beschreibt Ekkehart Eichler den Kampf um die Erhaltung der Bilder und gegen die Zeit. Die Unterwelt der Gemäldegalerie war eine Wanne. Hier glaubte man die Kunstwerke sicher. Das Wasser kam aber nicht von der Elbe, sondern von der Weißeritz, die aus ihrem Bett gesprungen war.

    Nun kann man die beschädigten Bilder nicht einfach trocknen und dann restaurieren. Unterschiedliche Zusammensetzungen der Farben und andere Materialien, unterschiedliche Schäden und immer wieder die Zeit – Herausforderungen ohne Ende. Wusstet ihr, die Bilder mussten feucht bleiben bzw. wieder eine gewissen Feuchtigkeit erhalten um sie dann ganz langsam zu trocknen. Erst dann geht es ans Restaurieren.

    Ein Wunder als man die Galerie wieder öffnen konnte.

    Das Haus hatte gelitten (Spätschäden?), die Technik hat sich rasant entwickelt, die Gewohnheiten der Besuch haben sich geändert.

    So wurde die Galerie 2013 wieder Baustelle. Diesmal ging man anders vor. Sanierung in Teilen. Erst war der Ostflügel dran, der Westflügel war für Besucher offen. 2016 das Ganze dann umgekehrt.

    Von den Gefühlen meiner Kindheit beim Besuch ist nichts mehr zu spüren. Eine Freude durch die Räume zu wandeln.

    Nun ist auch der Westflügel bauseitig übergeben. Es geht daran Ordnung zu schaffen.

    https://up.picr.de/36527853zq.jpg

    Eine Reihe von Bildern, insbesondere die "Sixtinische Madonna" müssen wieder umziehen. Zunächst in eine kleine Sonderausstellung, Titel "Glanzlichter der Gemäldegalerie Alte Meister". So viele Lieblingsbilder aus verschiedenen Epochen in unmittelbarer Nähe. Dazu soviele Besucher. Eines habe ich im Nachhinein vermisst, vielleicht in dem Gedränge nur nicht gesehen.

    Der Flyer zur Schau zeigt "Die schlummernde Venus".

    https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/294844

    Einheimische ältere Besucher erinnern sich vielleicht an einen anderen DEFA-Film ("Geliebte, weiße Maus"). Da besuchten die beiden Hauptdarsteller die Galerie, blieben vor dem Bild stehen, stritten sich. Da wurde es der jungen Dame auf dem Bild zu viel. Sie drehte sich einfach um und zeigte ihren schönen Rücken. Der kann ja bekanntlich auch entzücken.

    Bis 3. November 2019 sind die Glanzlichter noch zu sehen. Dann bekommen alle Bilder ihren richtigen Platz (hoffentlich auch für länger). Anfang Dezember Eröffnung des gesamten Hauses.

    Rund 3800 Werke sind hier zuhause. Was ich kürzlich auch gelernt habe, entgegen der Wirtschaft, ständige Steigerungen der Besucherzahlen wird schwierig. Viele Besucher bringen auch viel Feuchtigkeit mit und die Klimaaggregate müssen auf Hochtouren arbeiten, der Fußboden nutzt sich ab. Also irgendwo muss da eine Grenze sein.

    Ich freu mich drauf. Vielleicht finde ich auch dann das Lieblingsbild meines ersten Besuches wieder. Eine Jagdszene, im Verhältnis zu den anderen Bildern sehr hell, mit einem eleganten Jagdhund. Ich sehe mich noch dort sitzen, fasziniert von der Malkunst.

    Constantia

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