Bummeln wir noch ein wenig?

  • Bummeln wir noch ein wenig?

     Constantia antwortete vor 3 Jahren, 7 Monate 2 Teilnehmer · 3 Beiträge
  • Constantia

    Organisator
    6. September 2020 um 14:48

    In Wien kennt sie ein jeder, die Ringstraße. So gewaltig wird er nicht werden, aber grün soll er mal in Erscheinung treten der Promenadenring rings um die Altstadt. Ich bin nun vom Postplatz ein Teilstück entlang gebummelt. In der Ferne sehen wir eines dieser Einkaufstempel, für den die Dresdner bei der Außenfassaden um die Waben gekämpft haben. Das alte DDR-Centrum-Warenhaus war so eingehüllt und für den Neubau mussten die Waben neu erfunden werden. Größe des Bauwerkes und andere Relationen wollten und mussten berücksichtigt werden. Ich könnte mir vorstellen, ein verregnetes Jahr könnte diesen Teil des Ringes wirklich grünen lassen.

    Überraschung am Ende dieses Teilstückes. Hier finden sich Teile der Brunnenanlage von der Prager Straße wieder, die bei der Umgestaltung weichen mussten. Noch ist der Brunnen nicht in Betrieb. Aber spätestens im nächsten Jahr wird er uns im Großstadtbetrieb wieder begrüßen.

    Moderne Bauten mit viel Glas sorgen schon mal für einen Moment des Staunens. Hier spiegelt sich die Rückseite eines Gebäudes wieder, welches 1902 bis 1905 entstand. Das Haus mit neoklassizistische Sandsteinfassade steht unter Denkmalschutz. Beim Bombenangriff wurde das Gebäude zerstört, 1946 bis 1949 wieder aufgebaut als einziges Gebäude weit und breit. Es gibt Fotos über eine riesige geräumte Fläche, nur dieses Gebäude ist noch zu sehen. Zunächst beherbergte es die Dresdner Bank, in der DDR war es eine Filiale der Deutschen Notenbank, noch später fand man die Inustrie- und Handelsbank. Warum genau dieses Haus wieder aufgebaut und genutzt wurde hat wahrscheinlich mit der Stahlkonstruktiion zu tun und mit den großen Tressorräumen im Keller, um die sich so manches Gerücht rankte. Solch ein Gebäude regt halt die Phantasie an.

    Ich verbinde mit diesem Haus eine ganz spezielle Erinnerung.

    Die Bürger der DDR konnten am 13. Oktober 1957 in der Zeit von 12 Uhr bis 22 Uhr gegen Vorlage ihres Personalausweises Banknoten der Ausgabe 1948 in Höhe bis zu 300 DM im Verhältnis 1:1 gegen Banknoten der neuen Ausgabe umtauschen.

    So liest man heute bei google. Für den der mehr Geld im Hause hatte gab es eine weitergehende Regelung.

    Ein paar Tage später stellte meine Mutter fest, irgendwo hatte sich noch ein Geldschein versteckt. Das hieß, sich genau in diesem Bankhaus melden, begründen, wieso man noch Geld zuhause hatte. Also hieß es zeitig los, sich in einer riesigen Schlange anstellen die weit über das Gebäude hinaus ging. Wir haben Stunden angestanden, manchmal kauerte ich mich hin. “Steh auf, mach dich nicht schmutzig”, hieß es da. Mehr war meiner Mutter nicht zu entlocken an diesem Tag. Es war wohl die pure Angst, wie man es einschätzen würde, dass sie noch Bargeld im Haus hatte. Irgendwann hatten wir den Eingang erreicht, standen auf der Treppe. Der Umtausch muss schnell gegangen sein. Irgendwann am Nachmittg waren wir wieder zuhause und unsere Nachbarin wollte alles ganz genau wissen.

    In dem Link zu diesem Artikel ist ein Foto von der Treppe zu sehen. Ich habe sie eigenartigerweise sofort wieder erkannt.

    https://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Neues-Leben-in-einem-spektakulaeren-Gebaeude

    Meine Mutter muss an diesem Tag eine unendliche Angst ausgestanden haben. Sie hat viele Jahre beim Sparkassen- und Giroverband gearbeitet, auch bei Kriegsende und erzählte mal, wie sie manchmal arbeiten musste, neben ihr ein Sowjetsoldat mit MG im Anschlag.

    Nun ist hier die Sächsische Ärzteversorgung zu Hause, ein Büro- und Tagungsgebäude. Für mich ist es ein Stück Kindheit.

    Auf dem dritten Foto ist der moderne Anbau mit einem großen Buchgeschäft zu sehen. Bis wohin mag wohl damals die Schlange der Menschen gewesen sein?

    Die Tressorräume sind immer noch in Takt. Firmen können sie nutzen, um so manches Wichtige sicher aufzubewahren.

    In den Tresorräumen können Firmen ihre Unterlagen sicher aufbewahren lassen.

    ConstantiaFace With Monocle

    • Dieser Beitrag wurde am vor 3 Jahren, 7 Monate von  Constantia geändert.
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  • Constantia

    Organisator
    6. September 2020 um 17:27

    Danke @Samini50,

    für Deine anerkennenden Worte. Die eigene Heimat kann so spannend sein. Als Seniorin habe ich endlich Zeit mir alles ganz genau anzusehen Face With Monocle. Mal sehen, wann mir wieder etwas aus den Fingern fließt Computer Grinning.

    Constantia

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