Ich glaube ich werde ...

  • Ich glaube ich werde ...

     Florena antwortete vor 3 Jahren, 10 Monate 4 Teilnehmer · 11 Beiträge
  • Unbekannt

    Teilnehmer
    2. Mai 2020 um 10:26

    Ich glaube, ich werde……

    War es nicht der Indianer, der so still im Gras saß und seine Seele erwartete?
    Und so ist es wohl, wie wir uns manchmal fühlen, wenn die Zeit uns mit Papier, Informationen und Besprechungen überschüttet.

    Der Mensch selbst wird, wenn auch nicht überflüssig, so ziemlich nahe dran.
    Und vielleicht wird eine ruhige Stunde gebraucht, um zu entspannen, so dass die Seele den Körper wiederfindet.

    Während ich die Treppe gestresst auf und ab hastete, um rechtzeitig zu Weihnachten fertig zu werden, hatte ich das Gefühl, dass meine Seele stur auf der Treppe saß und wartete, während ich mit meinen Gedanken an all die tausend Dinge dachte, die ich noch fertig machen musste.

    Und die Seele sah tatsächlich richtig sauertöpfig aus, so wie sie auf der dunklen Kellertreppe saß.Sie war fast bis in die Spinnweben an der Decke geklettert, um einen kleinen Überblick zu haben wie es um mich stand. Und ich hastete und hastete, Treppe rauf, Treppe runter.

    Und ganz plötzlich dachte ich, es wird Zeit, dass ich Kunibert helfe.
    Ich hatte in einer kleinen Dorfkirche von Kunibert gehört.
    Der Priester sprach über die enorme Effektivität der Menschen und die Neigung, die Seele und die freien Gedanken in Stich zu lassen.

    Selbstverständlich denken wird, aber immer in die Bahnen von Anderen und um maximale Effektivität in der Arbeit zu erreichen. Aber um die Gedanken frei spielen zu lassen, dafür gibt es wenig Platz.

    Der Priester erzählte eine Geschichte aus dem hohen Norden, in dem der Ausdruck “Ich helfe Kunibert“ bedeutete Nichts zu tun.’
    Oder in eigenen Bahnen zu denken:
    -Was machst Du morgen?
    -Na ja, morgen werde ich Kunibert helfen.

    Und Jedermann wusste. Man war nicht anzutreffen.
    Man beschäftigte sich mit den eigenen Gedanken oder machte Nichts.
    Und was macht Kunibert dann?, so könnte Jemand theoretisch fragen.

    –Er macht Nichts –

    Diejenigen, die gut denken könnten, sollten dafür bezahlt werden, dass sie sitzen und denken, meinte der Priester.

    Frei zu denken, oder Kunibert zu helfen, das ist es, was notwendig ist.
    Aber wie es so ist, man hat nie die Zeit sich einfach hinzusetzen und zu denken. Man muss zu Jemanden gehen, der für einen denkt.

    Heute werde ich auf jeden Fall Kunibert helfen. Es ist lange her seit dem letzten Mal………

    tatsächlich

  • Mondin

    Teilnehmer
    2. Mai 2020 um 11:07

    Guten Morgen, liebe Syringia!

    Deine Geschichte gefällt mir sehr und “Kunibert helfen” wird garantiert in meine Überlegungen eingehen.

    Ich habe ein kleines Buch: “Die Kunst, nichts zu tun!” Daraus habe ich den Begriff “in der Wohnung mäandern”

    Mondin

  • Mondin

    Teilnehmer
    2. Mai 2020 um 11:49

    Es geht meiner Meinung darum, diese Zeit nicht als verlorene Zeit anzusehen – sich einfach nur zu langweilen und sich gegenseitig anzuöden.

    Wenn man sich mit sich selbst unwohl fühlt, ist diese Zeit sicherlich schwer zu ertragen!

    LG nach Schweden!

    Mondin

  • happyday

    Teilnehmer
    2. Mai 2020 um 12:54

    In deiner Geschichte, liebe Syringia, stecken sooo gute Hinweise, was im Leben wirklich wichtig ist.

    Wie immer kann ich “nur” von mir und meinem Er-leben berichten. Vor nunmehr 11 Monaten wurde ich von jetzt auf gleich ausgebremst. Hatte ich zu wenig auf mich selbst geachtet ? Mir zu viel vom Leben anderer auf meinen eigenen Rücken geladen ? Immer in der Absicht, helfen und unterstützen zu wollen. Immerhin habe ich mein HelferSyndrom schon an eine sehr kurze Leine gehängt. Was aber ist der Zweck einer Therapeutin, habe ich mich mal wieder gefragt. Auf jeden Fall auch das, persönliche Distanz einhalten. Das geht nur durch ständiges Hinterfragen und Üben. Auch eine Namensänderung gab es, aus HelferSyndrom wurde HelferGen.Wink

    Die “Wiederbelebung der Langsamkeit” kommt mir jetzt sehr zu Gute, denn schnell geht nach wie vor wenig bis nichts. Wozu auch, ich komme an die wenigen Ziele, die ich erreichen muss, um mich zu versorgen, spaziere regelmäßig meine Gehhilfe schwingend und ernte mal ein Lächeln, mal ein Kopfschütteln. Und dank einer langjährigen Klientin, die mich wohl “behalten” möchte, bin ich inzwischen auch mit Masken versorgt. Also übe ich weiterhin die Langsamkeit…

    • Dieser Beitrag wurde vor 3 Jahren, 11 Monate von  happyday bearbeitet. Begründung: Korrektur, geht ja leider nicht wirklich vorm Senden
    • Dieser Beitrag wurde vor 3 Jahren, 11 Monate von  happyday bearbeitet. Begründung: nochmals Korrektur
  • Mondin

    Teilnehmer
    2. Mai 2020 um 14:49

    Auch mir hat man immer versucht beizubringen, dass man Zeit nur nutzt, wenn man etwas “Nützliches” damit macht. Das war nie meine Art. Aus dem schlechte Gewissen erlöste mich eine Freundin mit der Bemerkung: “Du brauchst einfach viel Zeit für Dich!”

    Ähnlich geht es mit dem “HelferGEN”. Danke dafür Happyday. Damit kann auch ich besser leben!

    Ein paar Bemerkungen über “Zeit haben” habe auch ich einmal aufgeschrieben. Ich öffne einen neuen Threas dafür.

    Mondin

  • happyday

    Teilnehmer
    2. Mai 2020 um 15:16

    Da beginne ich mal mit Punkt 3 von deiner Liste, Syringia, das sind in der Regel im zwischenmenschlichen Umgang schwierige Zeitgenossen.

    Punkt 1 und Punkt 2 sollten möglich sein bzw. betrachte ich als notwendig. Was allerdings in Deutschland schwierig zu sein scheint, sich zu Fehlern zu bekennen. Viele Deutsche haben es nicht gelernt bzw. scheinen noch immer nicht zu wissen, dass gerade Fehler uns in der Entwicklung gesamt und auch uns persönlich voran bringen.

    Das “HelferSyndrom”, Mondin, scheint überwiegend negativ gewertet zu werden. Deshalb habe ich das für mich irgendwann ins freundlichere HelferGen verwandelt. Slight Smile

  • Florena

    Teilnehmer
    20. Mai 2020 um 11:12

    Eine sehr schöne Geschichte Syringia.
    Ich bewundere auch Deinen spannenden und lebendigen Schreibstil. Woman Raising Hand

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