HEJ ! Bist du neugierig?

  • HEJ ! Bist du neugierig?

      antwortete vor 2 Jahren, 7 Monate 5 Teilnehmer · 13 Beiträge
  • Unbekannt

    Teilnehmer
    18. Mai 2020 um 9:37

    HEJ !

    Ich heiße Jokern, bin ein noch junger Elchstier. Um den Hals trage ich einen GPS-Sender, der meine Bewegungen registriert. Ich bin an diesen Platz eingetroffen nach eine Wanderung von 46 km.

    Dafür brauchte ich 300 Stunden, ich gehe langsam und vorsichtig. Muss immer wieder stehenbleiben, schnuppern, schnuppern, schnuppern, den Kopf hin und her drehen dabei. Etliche Minuten, es kann 5 Minuten oder sogar noch länger dauern. Damit erschnuppern wir unseren Weg – unser GPS sitzt in der Nase.

    Außerdem muss muss ich schlafen, immer wieder etwas essen, etwas Frisches vom Boden oder zarte Blätter von Bäumchen zupfen. Wir Elche sind Wiederkäuer, wir haben 4 Mägen, und brauchen viel Zeit bis das Essen verarbeitet ist.

    Syringia habe ich überredet etwas von dem zu erzählen, was jetzt hier geschieht, auch Fotos gibt es auch dazu in einem Album hier in der Gruppe Schreibfreunde.

    Sie meint, sie ist nicht hier und doch dabei oben in Norden von Schweden, an den mächtigen Fluss Ångermanälven. Diesen Fluss müssen wir Elche im Frühjahr überschwimmen um an saftigen Futterplätze zu kommen. Dort stillen wir mit leckerem Grün unseren Hunger den ganzen Sommer über. Dort werden auch neue Kälber geboren und haben die besten Voraussetzungen um aufzuwachsen.

    Die Wanderung zu der günstigen Stelle für das Schwimmen über den Fluss machen wir Elche seit 8-9 Tausend Jahre.

    Jetzt hat sie das Wort. (Sie wird auch einige Fakten über uns Elche einstreuen).

    Damit ihr wißt, wo das sich abspielt, das ich gesehen habe, ist ein Foto der Karte im Album. Die Kamerastandorte sind darauf auch zu sehen. Den Bereich erreichen die Elche über Entren, müssen dann über entweder Passagen oder Näset auf die Insel kommen.
    Von den 2 Punkten Södra Udden och Norra Udden auf der Insel schwimmen sie an das gegenüberliegende Ufer.

    Den Winter verbringen die Elche weit verstreut in höheren Lagen. Begeben sich dann in meistens in April auf die große Wanderung. Auf das Gebiet, das die Karte zeigt, erholen sie sich erst, können mit ziemlich gutes Futter Kräfte holen für die anstrengende Überquerung des Flusses. Sie laben sich an das frische Grün und an leckeren zarten wohlschmeckenden Fichtenspitzen (stimmt, schmecken mir auch).

    Es ist früh am Morgen, die Kanadagänse machen unglaublich laut Krach. Ein Kälbchen ist schon wach, schaut direkt in die Kamera. Erst muss der Hunger gestillt werden, das dauert. Danach muss eine Verdauungspause eingelegt werden.

    Trotz der frühen Stunde schwimmen die ersten 4 Elche zum anderen Ufer. An einer etwas anderer Stelle ist ein einzelnder Elch auch unterwegs. Eine etwas tückische Stelle hat er angepeilt um dort ans Land zu gehen. Vor dem Ufer liegt noch Eis auf dem Wasser – gefährliches Eis, es ist angetaut. Er bricht ein, versucht sich hochzustemmen, bricht wieder ein, muss sich etwas ausruhen,nochmals versucht er, bricht wieder ein, wieder ausruhen – es ist so angestrend – nochmals ein Versuch und endlich schafft er es.

    Auf wackeligen Beinen bleibt er auf festem Eis stehen, das Wasser läuft herunter, er ist noch zu schwach um sich schütteln zu können.

    Mir blieb das Herz fast stehen.

    Nicht viel besser erging es später einen Elchstier. Auch er bricht ein. Kommt leichter hoch, dort ist das Eis etwas fester. Sein Glück, immerhin kann ein erwachsener Elch 800 Kilo wiegen.

    An der Übergang Näset zu der Insel zögern manche Elche erst, überlegen, soll ich unbedingt da hinüber gehen. Diese Steine, das sieht nicht empfehlenswert aus. Der angeborene Trieb ist stärker, er wird gehen.

    Es ist starker Wind aufgekommen, ein Elch kümmert es nicht, er schwimmt. Ich weiß, dass Elche sehr gute Schwimmer sind, deshalb mache ich mir keine Sorgen um ihn.

    Elche schwimmen nicht nur gut, sondern auch schnell, wenn es sein muss auch etliche Kilometer.
    Sogar Kälbchen schwimmen sehr gut wenn sie nur 3 Tage alt sind.

    Der Wind legt sich, eine Elchkuh mit 3 Kälber ist auf dem Weg. Sie schwimmt vorne, die Kälber kommer ihr hinterher. Am Ufer angekommen dreht sie sich um, wartet. Das erste Kalb erreicht schon das Ufer, da dreht sie sich um und klettert die ziemlich steile Böschung hinauf. Das Kalb folgt ihr, das nächste Kalb kommt, klettert ebenfalls hoch. Zum Schluss noch Kalb Nr. 3, es war etwas langsamer als seine Geschwister.

    Er klet… nein, er rutscht ab! Mühsam rappelt er sich hoch, muss sich anstrengen die Böschung zu erklimmen. Wieder war mein Herz stehen geblieben.

    Einen Sonnenuntergang am Tagesende – den kann ich nicht beschreiben, der ist unbeschreiblich.

    Eine kleine Zusammenfassung einer Livesendung, den größten Teil nur in unsere Mediathek zu sehen.

    Die beste Tiersendung, die ich je gesehen habe. Spannend, beruhigend, aufregend, mitreisend – es fiel mir schwer mich davon zu trennen um zu essen und schlafen.

    Über 700 Stunden Dauersendung, rund um die Uhr. Kein Wort wurde gesprochen, keine Musik. Nur Geräusche von Vögel, Elche, Wind und Wasser, der Krach wenn ein Tritt einen trockenen Ast zerbricht.

    Und die Natur.

    Etwas zu Technik
    25 bewegliche Kameras mit Mikrofone
    3 Nachtkameras
    14.000 Meter Kabel
    Die Kameras wurde über Telefonleitungen gesteuert.

    Zu Wetter
    Lufttemperatur meistens 2-4° einmal 9° Wassertemperatur 1,5 bis 2,4°
    Fast windstill bis Sturm
    Sonne, Regen, Schnee – immer wieder Schnee, sogar Schneesturm, Nebel

  • Florena

    Teilnehmer
    20. Mai 2020 um 11:01

    Hallo @Syringia,

    ein fantastischer Bericht über Elche. Ein Bericht der mich neugierig auf Neues macht.

    Spannend geschrieben, man denkt, man wäre gerade mit dabei. Vielen Dank dafür.

    Da hätte ich aber schnell noch eine Frage dazu: Können Elche in der freien Natur Menschen gefährlich werden oder sind sie eher scheu?

  • Florena

    Teilnehmer
    20. Mai 2020 um 11:49

    Danke, ich werde es mir abends anschauen.
    Dass sie vielleicht gefährlich sein können ist wahrscheinlich ähnlich wie bei uns mit dem Wild.
    Wenn sie Junge haben, dann verteidigen sie sich wahrscheinlich eher, wenn man zu wenig Abstand nimmt. Einem großen Hirsch wollte ich auch nicht direkt vor mir stehen haben, auweia, da klopft mir schon beim Gedanken mein Herz.

  • Florena

    Teilnehmer
    20. Mai 2020 um 12:34

    ja, mit der Größe ist mir jetzt bei Deinem Video auch aufgefallen.

    Nur unsere Hirsche mit den großen scharfen Geweihen sind doch auch furchteinflößend.

    Man begegnet ihnen aber kaum.

    In Deinem Video ist mir die Farbe der Elche aufgefallen. Sie unterscheidet sich kaum von den Wäldern ihrer Gegend. Gute Tarnfarbe. Aber eigentlich haben sie doch keine Feinde oder vielleicht Wölfe? Oh je, ich merke, meine Fragen nehmen zu. Wenns Dir zuviel wird, google ich halt. Bin da nicht böse drum.

  • Florena

    Teilnehmer
    20. Mai 2020 um 12:52

    Thumbsup

  • Xelena

    Teilnehmer
    8. August 2021 um 22:19

    Liebe Syringia, ganz herzlichen Dank für den Elchbeitrag und die Fotos. Habe gestern den ganzen Abend geguckt!

    Viele liebe Grüße von Xelena.

  • Driftwood

    Teilnehmer
    9. August 2021 um 10:55

    @Syringia 18.Mai2020 um 9:37 Liebe Syringia, vielen Dank nochmals für diesen Beitrag, der wieder gezeigt hat, das man doch vieles nicht weiß. Die Fotos und der Film sind sehr sehenswert und anschaulich. Natur in reinster Form. Viele Grüße, Driftwood

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