Die Malediven - ein verlorenes Paradies

  • Die Malediven - ein verlorenes Paradies

     happyday antwortete vor 4 Jahren, 7 Monate 5 Teilnehmer · 17 Beiträge
  • happyday

    Teilnehmer
    20. März 2021 um 15:47

    In Deutschland war es tiefster Winter, als ich im Februar 1993 zu meinem Urlaubsabenteuer auf die Malediven startete. Das war noch vor dem großen Korallensterben durch das El Niño-Phänomen.

    Beim Anflug auf den Flughafen Hulule präsentierten sich mir eine Handvoll verstreuter, türkisfarbener Edelsteine. Ringförmige Korallenriffe, die seichte Lagunen umschließen, bilden die Atolle der Malediven.

    Schon damals sah ich, Mondlandschaften ähnlich, tote Korallenriffe, durch die Anker der Taucherboote unwiderbringlich zerstörte Lebensräume. Dieser Anblick hat mich unglaublich traurig gestimmt. Wunderwerke der Natur wurden durch die Unachtsamkeit von Menschen vernichtet.

    Ein weiteres Problem der Malediven ist auch heute noch die Abfallbeseitigung. So sehr sich die Regierung um einen sanften Tourismus bemüht, der Abfall der Bevölkerung und der Touristen wird gewissermaßen vor der eigenen Haustür ins Meer gekippt. Die Müllschiffe im Hafen von Male, der Hauptstadt der Malediven, verbreiten je nach Windrichtung einen bestialischen Gestank. Eine andere Lösung z.B. durch Recycling ist für die Maldiven unbezahlbar. Damit trägt der Inselstaat zu seinem eigenen Untergang bei.

    Der Ursprung allen Lebens liegt im Wasser. Nicht nur Wissenschaftler sind besorgt über den stetigen Anstieg der Wassertemperatur der Ozeane. Weder die Meere noch die Atmoshäre werden sich selbst endlos reinigen und regenerieren können. Wir sind sowohl als Touristen als auch als Verbraucher einer zunehmenden “Wegwerfgesellschaft” gefordert.

    Wer von uns weiß, ob es nicht bereits fünf nach zwölf ist ?

    PS.: Diesen Text schrieb ich vor 20 Jahren…(!) – happyday

  • happyday

    Teilnehmer
    20. März 2021 um 17:09

    Danke für deinen Kommentar, @Fletchy

    Eher zufällig konnte ich bei dieser unbeschreiblichen Reise dabei sein. Wir waren fünf Deutsche, drei Wochen auf einem kleinen, gecharterten Boot. Zum Glück hatte ich Campingerfahrung. Drei Wochen mit vier Tauchern, ich habe “nur” geschnorchelt, auf engstem Raum in einer Gemeinschaftskabine. Da bleibt wenig Menschliches ein Geheimnis…Auf dieser Reise habe ich Einblicke in eine Unterwasserwelt erhalten, die im Fernsehen höchstens als eine vage Vorstellung vermittelt wird. –

    In 40 Jahren DDR-Leben hätte ich mir nicht zu träumen gewagt, dass ich das mal erleben würde: schnorcheln mit neugierigen Mantarochen, die mich minutenlang umkreisten, auf dem Boot begleitet von Delphinen, nachts immer wieder mal durch Wassertropfen erwacht, die mir ins Gesicht spritzen und von fliegenden Fischen kamen ( jawohl, kein Märchen ). Wenn Gewitter in der Luft lag, flogen sie in ein Kabinenfenster hinein und zum nächsten wieder hinaus. Viele einmalige Eindrücke habe ich im Gedächtnis gespeichert. Leider auch die “Müllinsel” vor Male…

  • happyday

    Teilnehmer
    20. März 2021 um 18:36

    @Fletchy Wow, 19 mal, dann war das ganz sicher ein “Wessi”, lach…

    Den Organisator dieser unvergesslichen Reise hatte ich kurz nach der Wiedervereinigung kennen gelernt. Als ich mit dabei war, war es für ihn die 10. Reise mit dem selben Boot vom gleichen Eigner.

    Wir haben zwar zwei Inseln, von Maledivern bewohnt, besucht, doch “nur” auf dem Boot gelebt. Es war so, wie ein wenig aus der Zeit gefallen. Was immer in der Welt passierte, bei uns kam nichts an…Die Crew und der Koch angelten unser Essen, wir lebten gewissermaßen von der Hand in den Mund. Für Getränke und kleine süße Bananen mussten wir in die Hauptstadt Male. Da hatten wir dann im Hafen jeweils die “Begegnung” mit dem Müll.

    Die Crew waren Malediver und bevor wir Deutschen eine bewohnte Insel betreten konnten, ging einer von der Crew erstmal allein an Land, um den Ältesten zu fragen, ob wir willkommen sind. Da gab es auch mal ein “NEIN”.

    Allein geht ja kein Taucher ins Wasser, auch mich ließ keiner der vier Taucher allein schnorcheln. Ein Taucher war bereits im Wasser und wartete auf mich und rief, komm schnell, Mantas…

    Mantas sind sehr verspielt, sie haben uns minutenlang umschwärmt und fast berührt. So schnell, wie sie da waren, verschwanden sie auch wieder. – Als ich das erste Mal die ganze Vielfalt und Farbenpracht direkt am Korallenriff sah, blieb mir fast die Luft weg. So begeistert war ich.

  • Mondin

    Teilnehmer
    22. März 2021 um 16:35

    Dieses Erlebnis aus der Zeit gefallen zu sein, kann ich gut nachempfinden.
    Ich habe mal eine mehrtägige Kameltour im Sinai gemacht, der damals israelisch war. Als wir irgendwo im Nirgendwo (so schien es uns Teilnehmern jedenfalls) lagerten, flogen jordanische Flugzeuge über uns hinweg. Wir waren so weit weg von der Welt, dass wir nicht gewusst hätten, ob im nahen Osten ein neuer Krieg ausgebrochen war. In Wirklichkeit wussten unsere israelischen Guides natürlich ganz genau, wo wir waren und standen auch mit Eilat in Funkverbindung. Bei einer Kontrolle auf der Karte stellte auch ich fest, dass wir gar nicht weit waren von Eilat und dass jordanische Flugzeuge über israelisches Gebiet und israelische Flugzeuge über jordanisches Gebiet flogen, wusste ich noch von Wochenende in Aqaba. Das war zu besonderen Anlässen so verabredet. Man munkelte damals auch, Grundstücke von Golda Meir und König Hussein würden in Aqaba/Eilat nebeneinander liegen, sodass beide sozusagen über den Gartenzaun, der gleichzeitig Landesgrenze war, miteinander reden könnten.
    Mondin

  • happyday

    Teilnehmer
    22. März 2021 um 18:07

    @Mondin was du beschreibst, klingt auch nach Abenteuer pur, ein bisschen wie aus Tausend und einer Nacht. – Deine einheimischen Begleiter war sicher gut informiert und auf deine/euere Sicherheit bedacht.

    Woran ich mich noch erinnere, dass unser Flieger eine andere Route als vorher geplant nehmen musste, weil gerade der zweite Golfkrieg statt fand. –

    Die Abgeschiedenheit vom Weltgeschehen empfanden auch die anderen vier Abenteuerlustigen als sehr angenehm. Einer der Taucher, der mit dem Organisator befreundet und ebenfalls das zehnte mal dabei war, hatte ein kleines, batteriebetriebenes Kassettengerät mit Musik aus den 60igern mit. An einem Abend, als der Vollmond wie ein großer Schweizer Käse am Himmel zu hängen schien, kam das Kassettengerät zum Einsatz.

    Die Crew hatte auf einer der vielen unbewohnten kleinen Inseln ein wundervolles Abendessen vorbereitet. Beim Lagerfeuer, dem der Vollmond harte Konkurrenz machte, konnten wir erst das Essen genießen, dann uns voll beim Tanz nach den Oldies austoben. Das Ganze erschien mir so surreal, die Crew betrachtete uns mit gebührendem Abstand und schien uns für ziemlich verrückt zu halten. Es war ein zauberhafter Abend. Es war lange nach Mitternacht, bevor wir durchs warme Wasser zurück zu unserem Boot wateten.

    Noch heute kann ich besonders in schwierigen Momenten/ Zeiten mein “Maldiven-Gefühl” abrufen und mich an diese traumhaften Stunden auf der kleinen Insel im indischen Ozean erinnern.

  • Driftwood

    Teilnehmer
    23. März 2021 um 14:16

    @happyday

    @Mondin herzlichen Dank für eure Schilderungen der Eindrücke und Erlebnisse. Ich konnte gedanklich daran teilhaben. Es ist wie eine Brücke, die man selbst errichtet hat und Anderen damit die Möglichkeit offeriert, diese zu überschreiten, um den Horizont des Erlebten zu sehen. Und – es hilft einem selbst in so mancher Zeit, über diese Brücke zu gehen und sich in der Zeit zu verlieren, in der eigenen Zeit. Ich finde das einfach genial. Viele Grüsse, Driftwood

  • happyday

    Teilnehmer
    23. März 2021 um 14:25

    @Syringia Den Beitrag über den gefährdeten Inselstaat Malediven schrieb ich damals gewissermaßen als “Auftrag” , weiter möchte ich das hier nicht ausführen. Als Korrektur las ich am Rand meines Artikels sinngemäß: Nun übertreiben Sie aber, dass diese Inseln untergehen, das werden wir jetzt Lebenden nicht erleben. – Ich sah das anders und die Wirklichkeit hat meine Sichtweise längst bestätigt.

    Eines von vielen wunderbaren Erlebnissen, möchte ich noch erzählen. Eines Tages begleitete mich zum Schnorcheln unser ältester Teilnehmer der Reise, ein sehr großer Mann, weshalb er der Große hieß. Er hatte einen unglaublichen Humor, später habe ich diese Art von “schwarzem Humor” in Göteborg erlebt…

    Es war die dritte Woche unserer Reise, wir hatten inzwischen reichlich Gelegenheit, uns kennen zu lernen. Er schien sicher zu sein, dass ich nicht ängstlich bin. Wir waren schon eine Weile am Riff und wollten so langsam zum Schiff zurück schwimmen.

    Plötzlich umringten mich immer mehr Napoleonfische. Sie sind ziemlich groß, wenn ich beide Arme seitlich ausstrecke, dann zeigt es die Länge eines dieser Fische. Ich sah mich verwundert um, woher sie plötzlich kamen, sah den “Großen” aber nicht mehr. Dann entdeckte ich ihn über mir und konnte trotz Taucherbrille ahnen, dass er sich herrlich amüsierte. –

    Wieso umkreisten mich diese großen Fische ? Er verriet es mir später an Bord. Über viele Jahre haben Touristen die Fische immer wieder mit gekochten Eier in jeglicher Form angefüttert. Die Napoleonfische schienen regelrecht süchtig danach zu sein. Der Große hatte von mir unbemerkt einen Vorrat an Eiern dabei, als wir ins Wasser gingen, schwamm dann irgendwann über mir und ließ Brocken für Brocken vom Ei fallen…

    Mit mir hatte es gar nichts zu tun, dass sich die Napoleonfischen plötzlich für mich zu interessieren schienen…

  • happyday

    Teilnehmer
    23. März 2021 um 16:41

    @Syringia vor meiner Abenteuerreise waren für mich die Malediven ein unerreichbarer weißer Fleck irgendwo.

    Seit ich, vermutlich mehr als mancher Tourist, von den Malediven kennen lernen durfte, verfolge ich mit großem Interesse, was aus diesem Juwel im Indischen Ozean wird.

    …”vermutlich mehr als mancher Tourist…”, das möchte ich erklären. Der Organisator der Reise kannte den damaligen Regierungschef der Malediven persönlich. Uns erzählte er, er hätte sich fast von der schönen Tochter des Präsidenten “umgarnen” lassen…Jedenfalls hatte er nach wie vor Kontakt zum Präsidenten und bekam auf diese Weise eine Ausnahmegenehmigung, dass wir mit dem Boot in sonst für den Tourismus gesperrte Atolle reisen konnten.

    So sind wir nie anderen Touristenbooten begegnet und fühlten uns ein wenig wie moderne Eroberer einer scheinbar “vergessen Welt” .

  • happyday

    Teilnehmer
    23. März 2021 um 17:31

    @Driftwood …auch hier meinen Dank an dich als interessierten Leser und Kommentator…, sorry, dass ich deinen Beitrag erst jetzt entdeckt habe. Mein PC hat heute mal wieder ein absolutes Eigenleben und “sortiert” wonach auch immer. Dabei ist doch heute weder 1. April noch Ostern.

    Viele Grüße von happyday

  • Mondin

    Teilnehmer
    23. März 2021 um 19:33

    Hier in Wuppertal gibt es ein Literaturmagazin Karussell. Das Thema war vor wenigen Jahren “Verweile doch. . .”. Ich habe es zum Anlass genommen, solche Momente aus meinem Gedächtnis zu kramen. Es sind ganz schön viele zusammengekommen. Ein Schatz, den mir niemand nehmen kann.

    Mondin

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