Rosenmontag bei den Nachtfaltern - anno 2012

  • Rosenmontag bei den Nachtfaltern - anno 2012

     Modesty antwortete vor 3 Jahren, 2 Monate 1 Teilnehmer · 10 Beiträge
  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 13:54

    Damals gingen die Falter – allein oder mit anderen – gelegentlich auf Reisen. Zu diesem Zweck standen aus dem falterschlösslichen Fuhrpark ein fliegender Teppich, ein Rennrasenmäher und ein (fast) normales Motorrad mit Beiwagen zur Verfügung. Sanny (Jungfalterin in Ausbildung), Meyer 2 (genialer Allrounder), Mopp (sehr behaarter Minihund mit Wischfunktion) und ich (zugelaufene VIP) beschlossen, von dem Angebot Gebrauch und uns für eine Weile davon zu machen. So kam es, dass wir mitten im Winter in einer sauerländischen Köhlerei mit angeschlossener Heu-Pension landeten. Und da ging es so zu:

    • Dieser Beitrag wurde am vor 3 Jahren, 2 Monate von  Modesty geändert.
  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 13:55

    M.:

    Ich glaub’, die Gattin vom Köhler ist ein kleines bisschen nervös…

    Gut, ihr Mann sitzt in einem Beiwagen, obwohl sie ihm nach der Hochzeit Motorräder strikt verboten hat. Trotzdem würde sie’s vermutlich nicht weiter schlimm finden – wenn das Gefährt nicht im Geäst der großen Linde steckte…

    Und das kam so: Als der Beiwagen vom Motorrad app und auch das Rad nicht mehr dran war, da hatte er mit einem Mal ziemlich große Ähnlichkeit mit einem Bob! Ich hatte zwar gehofft, dass M2 das nicht auffallen würde, abber das war ja wohl zuviel verlangt – von einem ehemaligen Weltmeisterschaftszweierbobber! Und weil ihm außerdem auch der völlig vereiste Hohlweg hinter der Köhlerei nicht entgangen war, auf dem normalerweise die Baumstämme für den Meiler den Hügel runtergeschubst werden, hat es gerade mal 5 Minuten gedauert, bis er den Köhler auf den Geschmack gebracht und mit ihm zusammen einige Teile vom Kinderschlitten ab- und am Beiwagen angeschraubt hatte… und schon waren die beiden mit ihrem ‚Bob’ den Hügel hinauf und wärmten mit einer alten Lötlampe die Kufen an.

    Tja, und dann sind sie mit Karacho und Männergeschrei den Hohlweg runter geflogen, und zwar von Bodenwelle zu Bodenwelle. Je schneller sie wurden, desto großartiger gerieten auch die Luftsprünge und desto krachender die Landungen. Allmählich wurde aus dem testosteronen Gebrüll ein östrogenes Gejaule. Der Köhler verlor sein Gebiss und M2 verbeulte sich die Nase an der Reling. Kurz vor Schluss zersplitterten die Schlittenkufen und gerade, als sie sicher waren, ihren Steißbeinen würde es ebenso ergehen, da hob der Beiwagenbob ab und flog völlig laut- und schwerelos von der Rampe, von der aus normalerweise die Baumstämme einen Salto Richtung Holzlager machen, quer über den Meiler und landete sicher in der Linde…

    ….wo sie eine Weile saßen und sich nicht mucksten. Auch die Linde hielt still. Knappe 7 Sekunden… Dann gab sie nach und ließ den Beiwagen vom Ast und vor die Füße von Frau Köhler plumpsen….

    Ächzend und wimmernd krabbelten die beiden heraus. Anstatt ihm die Leviten zu lesen, stieß der Ellbogen von Frau Köhler ‚versehentlich‘ mit dem Auge ihres gestrandeten Gatten zusammen und beförderte ihn zurück in den Beiwagenbob. Daraufhin schwoll auch die letzte heil gebliebene Stelle im Gesicht des Köhlers mächtig an und verfärbte sich blau. Ich nehme an, sie hatte es gern uni und einheitlich!

    M2 lupfte den Gebeutelten vom Sitz, stellte ihn auf die Füße und schob ihn seiner Gattin in die Arme.

    Obwohl seine geschwollene Nase ihm die Sicht versperrte, stapfte Meyer2 mit zusammengebissenen Zähnen Richtung Zimmer und rempelte unterwegs alle Türstöcke an. Von Sanny ließ er sich die Klobrille mit Heu aufpolstern und von mir jede Menge Kühlakkus organisieren. Dann verschwand er mit seinem Verbandskasten im Badezimmer und ward nicht mehr gesehen…. aber gehört haben wir ihn – und wenn Mopp, der Wischhund, nicht bei uns im Bett… öh, Heu… gelegen hätte, wir hätten geschworen, er sei gerade dabei, im Badezimmer nebenan zu verenden. Armer Meyer2…..

  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 13:57

    S:

    Gestern, am bunten Abend des örtlichen Schützenveins, der wieder für ein Jahr die notwendigen Einnahmen des Kassenwarts sichern sollte, trafen sich die Honoratioren und alle Einwohner des Ortes in der Wirtsstube.

    Als Höhepunkt nach der Tombola, bei der Vipchen eine in Folie eingeschweisste Knochenwurst gewann, von der sie hoffte, dass nur Schweinsknochen drinne wären und nicht Splitter von M2, spannten Jupp und ich mit Hilfe von Mariechen ein Bettuch vor die Rückwand und zeigten unseren Film.

    Ich will mich ja nicht loben, aber der war echt geil! Aufgenommen aus dem Wipfel des Nussbaums, der über dem Hohlweg seine Äste spannt und der zum Glück weder vereist noch voller Laub war.

    Jupp hatte nämlich die Basteleien der Großen, also vom Köhlervater und M2, mitbekommen und hat die Männer belauscht, postwendend mich dazu verdonnert, mit ihm auf den Baum zu kraxeln und das Mikrofon, in meiner Ohrenklappenmütze baumelnd, über den Hohlweg zu halten. Jupp hat alles gefilmt und wir haben die Juchzer aufgenommen, auch die Geräusche der Katastrophe…, das Gegrille und Gekeife der Köhlerin und Vips glucksende Lacher, die ja mal so gar nicht passten, aber halt heraus mussten.

    Wir mussten den Film zwei Mal zeigen, damit auch alle die Schussfahrt, die Landung und den Absturz richtig genießen konnten und hinterher gabs Applaus und Hurra-Rufe. Ob die uns Filmemachern galten oder den Helden, die leider verhindert waren und am Spektakel des Abends nicht teilnehmen konnten, weiß ich nicht. Aber das ist ja egal, wir wurden jedenfalls vom Landrat eingeladen, uns nächstes Jahr zum Neujahrsempfang einzufinden. Jupp kann ja gehen, aber ich hab die strenge Vermutung, dass die Köhlerin darauf drängt, uns aus dem Haus zu haben, bevor ihr Mann noch Invalide wird durch Meyers vorzügliche Ideen!

    Sie will uns sogar mit dem Traktor auf die nächste Bahnstation fahren. Morgen, in aller Herrgottsfrühe, da ginge ein Bummelzug zur Kreisstadt.

  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 13:59

    M.:

    Armer Meyer2…. immer wieder ist er eingenickt auf seiner gepolsterten Klobrille und dabei gegen die Spültaste gesunken, was ihn jedes Mal von hinten weckte und von unten erfrischte. Auch wir wurden vom Dauerrauschen wach gehalten und beschlossen deshalb gegen Mitternacht, zu heißer Honigmilch in die Pensionsküche zu schleichen und Sannys Karriere als künftige Starfilmerin zu planen.

    Angetan mit den weißen Ganzkörperkapuzenoveralls der kreisstädtischen kriminalistischen Spurensicherung (als Vorsichtsmaßnahme gegen insektizide Angriffe aus dem Kuhstallheu in unserem Pensionszimmer – man erinnere sich) machten wir uns im schwachen Schein der grünen Notbeleuchtung auf den Weg durchs Haus; Sanny, nur halb so groß wie ihr Anzug, zog die Überlängen von Ärmeln und Hosenbeinen über den Boden und Mopp, die Handvoll Wischhund, steckte im vorderen Fünftel eines Oberteils und schleifte viel leeren Restoverall hinter sich her.

    Gerade bei der Treppe angekommen, ging anderswo eine Tür auf und eine proppere Gestalt im luftigen Neglischee starrte ungläubig in unsere Richtung, verdrehte die Augen und rutschte gemächlich und vollkommen ohnmächtig an der Wand zu Boden. Mit einem Bums kam sie dort an und kippte zur Seite. Mopp trabte zu dem rosa Hügel hin, schleckte Nachtcreme von prallen Apfelbäckchen, schob seine Schnauze unter ein beachtliches Doppelkinn und kuschelte sich an ihren mächtigen Busen.

    Davon wurde die Gute wieder wach, starrte panisch in Mopps braune Pupillen, holte tief Luft und brüllte den kleinen Hund im großen, weißen Overall derart an, dass er ihr vor Schreck ins Kinn biss und aufs Nachthemd pinkelte… Als er davon flitzte, ging die Tür erneut auf und das männliche Pendant zum rosa Hügel erschien, ein hellblauer Berg. Er sah die Seinige zerzaust und ramponiert auf dem Boden sitzen, einen langen, hellen Blitz von ihr fort und über den Flur sausen und zwei weiße Gestalten auf halber Treppe hocken und durchs Geländer linsen. Ehe er sich darüber klar werden konnte, ob er oder alle anderen in die Obhut von Fachärzten gehörten, sprang Sanny geistesgegenwärig auf und fing an mit allem zu wedeln und zu flattern, was an ihr zu lang war. Dazu heulte und jaulte sie wie ein professioneller schottischer Schlossgeist und inspirierte Mopp, wie ein Besessener herum zu wetzen, was im trüben Licht der Sparlampe aussah, als rase ein Kometenschweif die Treppe auf und ab. Um mich gleichfalls nützlich zu machen, drehte ich auf der mittleren Stufe eine Serie hoch eleganter Fouettés, immer darauf bedacht, mit dem Schwungbein nicht gegen Sannys Kopf zu knallen….

    Ich fürchte, das hat den beiden den Rest gegeben. Blauer Berg und rosa Hügel lehnten sich aneinander, zogen sich ihr Neglischee über die Köpfe und weinten leise vor sich hin.

    In der Küche, bei ausgeschweißter Knochenwurst für Mopp, Honig für Sanny und heißer Milch für mich beschlossen wir, Meyer2 morgen früh gesund zu schreiben, den Beiwagen wieder ans Motorrad zu montieren und unsere Reise fortzusetzen….

    Sach’ ma’, Sanny, ist morgen nicht der höchste sauerländische Feier- und außerdem Falter-Venedig-Gedenktag?

  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 14:00

    S.:

    Los geht’s, das Motorrad ist bereit und wir düsen los. Aber du weißt doch, Vip, ich bin über die Alpen angeflogen gekommen, meine Verpuppung war irgendswo in der Poebene und da kenn‘ ich mich nicht so mit dem Sauerländer Karneval aus. Von mir aus behalten wir die weißen Anzüge an, ich steck mir eine Mohrrübe ins Gesicht und spiel Schneemann. M2 wird zum Popeye oder von mir aus auch als Einstein verkleidet, wenn er Mopp, unseren Wischhund als Perücke aufsetzt.

    Fahren musst du, die Klobrille lässt sich beim besten Willen nicht auf die Maschine montieren.

    Let’s go – Helau – ich sitz auf dem Sozius, schwenk das geklaute Neglischee, schmeiss die Kamellen und Meyer stecken wir in den Beiwagen, er stinkt so nach Beinwell und Kampfer…

  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 14:01

    M.:

    Also dat mit der Erkundung des Sauerlands und der hiesigen Feiertage war wirklich ein prima Vorsatz. Leider hat uns abber schon kurz nach dem Köhlerhof, als wir auf der Landstraße noch mit der Erkundung der Leistungsfähigkeit von unserem Gespann und der kurventechnischen Belastbarkeit vom Beiwagen beschäftigt waren, ein Polizeiporsche mit Tatütata dermaßen vor sich hergejagt, dat wir in nullkommanix aussem Sauerland raus waren.

    Ohne Anzuhalten und weil die Bremsen et sowieso nicht taten, simmer auch noch quer durchs Siebengebirge geflitzt, ummen Drachenfels erum, an Bonn vorbei und durch die ganze Kölner Bucht durch. Hinter Rodenkirchen, kurz vorm Chlodwigplatz in der Kölner Südstadt ging uns Jott-sei-Dank endlich dat Benzin aus und auf dem Kopfsteinpflaster, auf dem schon im 5. bis 8. Jhd. die Merowinger bei den Rosenmontagszügen mit ihren Pferden in’t Rutschen kamen, simmer mit eingezogenen Köppen, zu den Klängen vom ‚treuen Husar’, stickum unter den Prinzenwagen geschliddert, der gerade dabei war, sich in den ‚Zoch’ einzureihen.

    So kannet kommt et!

    Un nu kucken mer mal…

  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 14:02

    S.:

    Von unten kuckt sichs nicht arg gut, dachte ich mir, und hab mich an dem Gestänge des Wagens nach oben gezogen. Ging erst gar nicht, bis ich merkte, dass Vipchen sich an mein Hosenbein angeknotet hatte und samt M2 mit Mopp auf’m Kopf an mir dran hing.

    Da pendelte plötzlich ein Zopf vor meiner Nase – nanu, dachte ich, Rapunzel ist doch eine andere Baustelle. Aber beherzt griff ich danach und wurde sachte samt den angeknoteten Meinigen auf den Wagen gezogen, an die Brust gedrückt, abgeknotet, abgeküsst und vis a vis auf die Bank gesetzt. Holla, gut getroffen, dachte ich.

    Was war das ein Getümmel, wouw, Herzen, Clowns, Dickbacken mit Dreispitz aufm Kopf und ständig Gesänge. Irgendswas von Königswinter mit davor und dahinter, Kölsche Jungs, die prihima und verdammt lang her wären – also, wenn mich einer fragt, dann spinnen die alle, die Kölner.

    Als der Dom in Sicht kam, schwummerte mir schon von all den Kamellen, die ich lutschen musste und den Bützches, die schmatzend auf meiner Backe klebten. Und M2 stand wie ein Fels in der Brandung oben auf dem Verdeck, hatte den Arm angewinkelt mit schief gestellter Hand seitlich an Mopp gelegt, worauf der mit langer Zunge den salzigen Schweiß zwischen Daumen und Handgelenk aufschleckte.

    Was M2 wiederum kichernd ins Wanken brachte und er durchs Verdeck brach, Vip unter sich begrub, die gerade auf dem Schoß des Bauern hochpolitische Gespräche führte. Ihre Federboa, die sie sich kurz vorher elegant aus dem Wagen lehnend von einer Zuschauerin, optisch den Sauerländern zuzuordnen und also eher enten- als fasanenfederig ausstaffiert war, ausgeliehen hatte, stob über den Wagenrand und verwickelte sich derart in die Räder der Kutsche, dass wir abrupt zum Stehen kamen.

    Genau richtig, denn nun läuteten die Glocken des Doms –ob da ein Pitter oder Karl dabei war, weiß ich nicht, da kenn ich mich nicht so aus. Aber es rumpelte und schepperte gewaltig, der Mann mit der spitzen Mütze, der wohl im Dom wohnt, grüßte uns freundlich und so und nicht anders ist es wohl erklärbar, dass ich in Ohnmacht fiel. Und nun über den Fortgang nix mehr weiß…

  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 14:04

    M.:

    Der Zopf, an dem Du uns aus der Versenkung gezogen hast, Sanny, gehört übrigens der ‘Jungfrau’. Obwohl ordentlich angetackert, ist ihr die Perücke bei der Strapaze ein bisschen nach hinten gerutscht und hat vorn eine ziemlich hohe Stirn freigelegt. Weil ihrer Lieblichkeit die Gedanken einzufrieren drohten, wolltese mal kurz von ihrer Kanzel runter und in die ‘Apotheke’ (so heißt die Bagagekutsche, die jede Zoch-Truppe, die wat auf sich hält, immer dabei hat und iss so eine Art rollende Sozialstation mit Heizöfchen, Kaffeemaschine, Kopfschmerztabletten und Männerklo).

    Mit gerafften Röcken wollte sie sich an M2 vorbei schieben, der immer noch als ‚staatser Kerl’ mit angewinkeltem Arm im Weg stand, dauersalutierte und Wischhund Mopp auf seinem Kopf balancierte. “Rück ens e Stück – ich muss mal”, forderte sie M2 auf und fing an zu wippen und zu drängeln. Da M2 auf der Butlerschule und im Falterschloss sämtliche Seminare für den perfekten Umgang mit Damen erfolgreich absolviert hatte, erkannte er umgehend die Schwierigkeit der Jungfrau, mit all dem prunkvollen Zeug am Leib auf’s Klo im Bagagewagen zu kommen. Als handfester Pragmatiker fackelte er nicht lange, bückte sich, packte sie und warf sie sich kurzerhand über die breite Schulter. Der Jungfrau blieb die Luft weg, sie vergaß sogar zu strampeln…. gut, bei einem halben Dutzend Unterröcken und einem dicken Samtgewand – alles von einem entschlossenen Kerl zusammengehalten – wäre dat sowieso nicht besonders wirkungsvoll gewesen. Also kramte sie statt dessen ihren tiefsten Bass raus und brüllte von hinten nach vorne: “Hässe se noch all?”

    Abber mit Mopp auffem Kopp hörte M2 so gut wie nix. Außerdem hatte er jetzt eine Mission und nichts konnte ihn von der Ausführung abhalten. Weil er die Hände voll hatte, trat er dat Hintertürchen aussem Prunkwagen auf, stieg, mit der Jungfrau über der Schulter, aus, stellte sich an den Straßenrand und wartete auf die Apotheke. Die Jungfrau zeterte und krächzte um Hilfe, dat Publikum johlte und hielt dat Janze für eine komödiantische Einlage der Prinzengarde. Dann fuhr auch schon der Bagagewagen vorbei und M2 schob seine Dame durch die Tür ins Innere.

    Drinnen fluchte die Jungfrau wie ein besoffener Matrose, riß sich Kostüm, Korsage und Perücke vom Leib und weigerte sich, je wieder in Frauenkleidern vor die Tür zu gehen. Die Klofrau war ebenfalls ein Mann, abber doppelt so breit wie Jungfrau und Meyer2 zusammen. Sie/er winkte M2 zu sich heran und ehe der sich’s versah, steckte er im Jungfrauenkostüm und wurde von Hulk himself auf die Schulter genommen, zum Prunkwagen zurückgetragen, die Treppe raufgeschoben und auf der Kanzel abgestellt. Der Muskelberg zog Mopp aus der Tasche seiner Kittelschürze und knallte ihn M2 wieder auf den Kopf! “So! Und jetz schmieß Kamelle…!”

    “Helau” wisperte M2 und griff hinein in den Süßkram…..

    “Wennde jelünsch werden wills, machse so weiter…” sagte Arnie, der Terminator, “wenn nit, dann rot isch Dir, ‘Alaaf’ ze roofe….” Dann stopfte er sich die Taschen mit Likörpralinchen voll und ging zurück in sein Klohäuschen.

    Die ganze Zeit hatten Sanny und ich so unauffällig wie möglich auf dem Reservebänkchen gesessen und zugeguckt. Jetzt nickten wir M2 aufmunternd zu und fanden die Entwicklung gar nicht so übel… et hät auch viiiiel schlimmer kumme könne!

  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 14:04

    S.:

    Wenns nur nicht noch schlimmer kömmt. Was machen wir denn mit dem Ersatz vom M2, der schon entschlossen in dessen Kleidern hinterm Wagen hertrabt, uns besitzergreifend mustert und sich auf das hintere Trittbrett schwingt? Seine Manierlichkeit als Jungfrau hat er komplett abgelegt, sie sozusagen mitsamt den Kleidern unserem M2 übereignet, der ganz in seiner Rolle aufgeht.

    Is‘ ja auch kein Wunder, wenn einem das Volk zujubelt. Da reißt der sich als ‘Seine Lieblichkeit’, die Jungfrau, das Mopp-Toupet vor Begeisterung vom Kopf und schmeißt unsern tapferen Wischhund samt den Kamellen in die Menge, springt auf und stößt ein „Dreifach donnerndes Alaaf“ aus. Vip packt energisch seinen Fuß, reißt selbigen nach oben und Meyer knallt ungraziös, aber geradlinig mit dem Hintern wieder auf den Thron.

    Aber da bin ich schon aus dem Wagen gesprungen.

    Das letzte Fitzelchen Fell hängt über den Rand eines Regenschirms, den zwei mit Zylindern und Stahlbesen bewaffnete Schornsteinfeger umgekehrt in die Luft halten, um die Süßigkeiten einzufangen. Gerade, als ich das Schwanzspitzchen von Mopp erwische, greift mich der eine schwarz bemalte Mann und setzt mich geradewegs in seinen Schirm, meint, da könnte so ein kleines Dingelchen wie ich doch viel besser sehen. Alaaf!

    Ja, ich seh euch entschwinden, denn Trommler und Pfeiffer und Marketenderinnen schieben sich dazwischen, großnasige Pappfiguren auf Riesenplattformen schließen sich an und ich drück‘ meinen Mopp ans Herz, bete, dass Vipchen ordentlich Knoblauch isst, weil sich dann die kleine Promenadenmischung an seinen Ismail erinnert und zurück findet.

    Schluchz…

  • Modesty

    Organisator
    15. Februar 2021 um 14:05

    M.:

    Och neee….

    …gerade noch dachte ich ‘prima, et iss ma widder alles jot jejange’ – da kommst Du mit der nächsten Katastrophe, Sanny…..

    Also jut, wat mut, dat mut – abber schnell:

    Statt endlich die hochinteressante agrarpolitische Diskussion mit dem scharmanten Bauer fortzusetzen, happ ich dat ganze Hinterteil vom Prunkwagen abgesucht, die Ex-Jungfrau in den Klamotten von Meyer2 erspäht, ungeniert mit dem Finger drauf gezeigt und lauthals gerufen: “Ein DÜSSELDORFER, Hilfe, Hilfe, da iss ein DÜSSELDORFER, der will uns die Kölner Jungfrau klauen….”

    Mehr war nicht nötisch!

    Haste gesehen, wat passiert ist?

    Haste dat ge-se-hennn?!!!

    Auf der Stelle stand der Zoch still! Und dann sprangen sie von allen Seiten mit Gebrüll zu dem armen Teufel hin, hoben ihm vom Trittbrett, fesselten ihn mit Luftschlangen und der Vereinsfahne der Prinzengarde, weichten ihn in Kölsch ein und panierten ihn mit Konfetti und Kamellen. Dann setzten sie ihn rückwärts auf den Geißbock vom FC (der ist auch das Maskottchen der ‘roten Funken’) und banden ihn am Bagagewagen fest.

    Sanny, um den müssen wir uns keine Gedanken mehr machen. Der wird im Klingelpütz geparkt – bis zur völligen Ausnüchterung von Zeugen, Anwälten und Richtern. Und dat kann dauern. Mindestens bis Gründonnerstag.

    Inzwischen hat Jungfrau Meyer – völlig konfus von der plötzlichen Geschlechtsumwandlung – trotz allgemeinen Stillstands immer weiter mit Kamellen und allem anderen geschmissen, wat ihm in die Finger kam… Strüssjer, Kölnisch Wasser, Pralinen, Apfelsinen, Lunchpakete der Besatzung, Handys vom Dreigestirn, die Dekoration….

    Die Schornsteinfeger wollten natürlich auch was von dem Segen haben, kamen mit ihrem umgedrehten Schirm, in dem Sanny und Mopp gnadenlos hin und her und auf und ab geschleudert wurden, angerannt und hielten ihn erwartungsvoll in die Höhe, so dass M2 gar nicht anders konnte, als hineinzugucken.

    Sanny, zerzaust und über und über bekleckert mit Apfelsinensaft und ’Farina gegenüber’ streckte ihm schluchzend den wimmernden Mopp entgegen – und Meyer2 brach schier das Herz….

    Mit rechts griff er sich an die Brust, mit links an den Kopf, riss die goldblonde Jungfrau-Perücke herunter, behielt den langen Zopf in der Hand und warf sie Sanny zu. Die kletterte mit Mopp und letzter Kraft hinein und ließ sich von M2 behutsam in die Höhe ziehen. Drumherum verstummte aller Lärm und jedes Geschrei nach Kamelle und Strüssjer. Die Menge schaute ergriffen auf Meyer2 mit Sanny und Mopp im Arm. Ein Sonnenstrahl vergoldete die Szene und plötzlich geschah ein Wunder. Keiner kann sich erinnern, dat sowat schomma vorgekommen wär: Die Kölner stimmten die Mainzer Nationalhymne an und sagen mit Tränen in den Augen: “Heile, heile Gänschen……”

    Ein Moment für die Ewigkeit!

    Tja, und dann wurde es Zeit, sich auf den Aschermittwoch vorzubereiten. Als Entschädigung für all die Aufregung kamen die Kreditkarten zum Einsatz und wir leisteten uns die Präsidentinnenswiet im Domhotel. Vom Wirlpuhl aus guckt man direkt auf dat Dauergerüst um die gegenüber liegende Kathedrale….

    Eine gediegene Umgebung, um sich geistig und körperlich fit zu machen für den Aschermittwochsempfang bei Kardinal Meisner…

    Alaaf!

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