Sekretärinnen

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     Novis antwortete vor 4 Jahren, 11 Monate 5 Teilnehmer · 5 Beiträge
  • Novis

    Organisator
    18. Mai 2019 um 8:58

    Die Sekretärinnen von einst mussten Steno beherrschen.
    Steno, das Kurzwort für Stenografie oder auch Kurzschrift genannt.

    Das ist Mitschreiben nach Diktat und anschließend mit der Schreibmaschine in Reinschrift.

    Sehr tüchtigen Sekretärinnen konnte man auch in die Maschine diktieren. Bewerberinnen wurden u.a. nach ihren Anschlägen pro Minute gefragt. Wenn ich mich recht erinnere waren ab 120/Minute mindestens gefordert. Gute Sekretärinnen schafften es über 200.

    Männliche Sekretärinnen gab es nach meiner Erinnerung nicht.

    Vielleicht haben wir in unserem Kreis altgediente Sekretärinnen, die aus ihrer Erfahrung berichten können.

    Novis

  • Constantia

    Teilnehmer
    18. Mai 2019 um 10:12

    Ich habe mit einer Ausbildung als Steno-Phonotypistin angefangen. Das heißt neben Maschineschreiben im 10-Finger-System und Stenografie habe ich auch den Umgang mit Diktiergeräten gelernt. Kopfhörer verbunden mit einer Fußtaste, die das Diktieren vom Band unterbrechen konnte, war damals das Neueste 🙂 .

    Maschineschreiben bedeutete mindestens 220 Anschläge pro Minute nachweisen, Stenografie unterschied sich in Geschäftspost und politische Texte. Ersteres waren, glaube ich mich zu erinnern, 100 Silben, politische Texte 180 Silben. Da gab es so ganz eigene Kürzel z. B. für das "ökonomische System des Sozialismus" 🙂 .

    Erst wenn man diese Mindestgeschwindigkeiten nachweisen konnte, wurde Frau zur Facharbeiterprüfung zugelassen.

    Nach der Wende hatte ich einen sehr jungen Chef, den es völlig aus dem Konzept brachte, wenn man mit ihm reden und trotzdem weiter auf die Computertasten "schlagen" konnte. Auch verunsicherten ihn diverse Notizen auf meinem Schreibtisch in Steno. Dazu gehörte auch das selbständige Abfassen von Geschäftspost auf Zuruf.

    Nach der "Tippse" habe ich noch eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht. Damit war ich fast universell einsetzbar.

    Bei meiner Verabschiedung aus dem Berufsleben wurde dieses Universelle noch einmal herausgehoben. Gerade weil es das immer weniger gibt.

    In der DDR gab es noch eine Qualifizierung direkt als Sekretärin, die habe ich nie gemacht. Wurde aber auch nie von mir verlangt. Wahrscheinschlich setzte man das voraus.

    Wie hieß es zuletzt dann "Nicht verzagen, Frau K…. fragen." Und Frau K. hatte in 95 Prozent auch eine Antwort.

    Eine gute Sekretärin war übrigens morgens vor ihrem Chef da und ging oft später als die meisten Kollegen. Sekretärin war kein Beruf, das war eine Berufung. Als ich anfing, oft von alleinstehenden Frauen ausgeübt, deren Verlobter oder Ehemann im Krieg geblieben war.

    Noch eins, Sekretärin war auch immer eine Vertrauensstellung, der Firma, dem Chef gegenüber, aber auch zu den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Nicht zuletzt auch, weil in bgrenztem Maße buchhalterische Kenntnisse und Umgang mit Geld diese Stellung beinhaltet.

    Constantia

  • Mondin

    Teilnehmer
    18. Mai 2019 um 14:16

    Ihr werdet lachen, aber auch in meiner Ausbildung zur MTA waren Steno und Schreibmaschine in der Prüfungsfach – allerdings wurden nur 60 Silben und 120 Anschläge verlangt.
    Es hätte ja sein können, dass man uns Befunde diktiert. Gebraucht habe ich es nie, aber 10-Finger-System ist bis heute sehr nützlich.
    Hab' mir allerdings abgewöhnt, blind zu schreiben, als ich mit englischen und französischen Tastaturen klar kommen musste.

    An männliche Sekretärinnen kann ich mich auch nicht erinnern – wohl aber an Sekretäre! Sogar Staatssekretäre, die aber wahrscheinlich weder Schreibmaschine schreiben, noch Steno können müssen, sondern dafür eine Sekretärin haben. 🙂 😉

    Mondin

  • silver-surferin

    Teilnehmer
    20. Mai 2019 um 11:29

    Als ich meinen erlernten Beruf aus Gesundheitsgründen aufgeben musste, lernte ich Steno und Schreibmaschine in der VHS.
    Benötigte dann aber nur die Schreibmaschine.

    Allerdings konnte mein Mann mit 10 Fingern schreiben. Das kam uns zugute, als wir unseren Fernseher hatten.
    Dort wurde jeden Sonntagvormittag das Westprogramm zum Mitschreiben gezeigt.
    Es durfte nicht gestört werden, denn mein Mann schrieb mit mehreren Durchschlägen, für seine Kolleginnen im Betrieb.
    Es hat ihn auch niemand bei der Stasi verpetzt. 🙂
    silver-surferin

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