[Carl75]

Das kleine in

Damals, so vor 70 Jahren, gab es noch keine Männer als Erzieher im Kindergarten. Da gab es Kindergärtner(r)innen, die wenn überhaupt meist mit Fräulein angesprochen wurden.

Der Unterschied in der Anrede wurde mir erst in der Volksschule bewusst, als wir die Unterrichtenden mit Fräulein … und Herr … ansprechen mussten. Zudem kam unterschiedliche Anrede mit der Berufsbezeichnung Fräulein Lehrer(r)in und Herr Lehrer. Ich war wohl schon im dritten Schuljahr, als wir die erste Frau Lehrer(r) in an der Schule hatten. Vorher gab es keine verheirateten Frauen, die uns unterrichteten.

Am letzten Wochenende war ich zur Diamantenen Konfirmation angereist. Dort kamen wir bei der Anschließenden Kaffeetafel auf alte Schulgeschichten zu sprechen. Das hat mich nun veranlasst, meine Geschichten über die Anrede zu erweitern.

War es die falsche Aussprache oder das schlechte Gehör, die mich dazu verleitete, das Wort Lehrerin mit drei r zu schreiben?

„Schreib wie du sprichst“, diese damalige Aufforderung beachtend, musste ich das Wort Lehrerrin mit drei r schreiben. Selbstverständlich habe ich schnell gelernt, dass das falsch war (warum auch immer) und schrieb Lehrerin, obwohl mein Mund das Wort mit drei r ausformte.

Wenn die männliche Berufsform auf einem “er” endet, dann wird für die entsprechende weibliche Berufsform ein “in” angehängt. So habe ich es damals gelernt.

Wenn aber das “er“ am Ende auf die maskuline Form hinweist, dann müssten doch eigentlich diese zwei Buchstaben bei der femininen Form entfallen und durch “in“ ersetzt werden. Lehrin. wäre das Wortspiel, das ich hier anbiete. Zugegeben, wenn ich das mit anderen Berufsbezeichnungen durchspiele, dann wird es recht lustig.

Wenn das Gendern, jedoch dazu führt, dass der Begriff Lehrerin mit einer Kunstpause gesprochen werden kann, soll oder muss, dann muss ich das für mich ablehnen. Ich werde nicht meine Aussprache in Lehrer’in abändern.

Auch die in den letzten 30 Jahren gesehenen schriftlichen Schreibweisen sind mir ein Gräul.

Lehrer’in, Lehrer*in, Lehrer/in, Lehrer‘In, LehrerIn oder Lehrer-in.

Ich kann da nur hoffen, dass den Menschen, die für Deutschland bestimmen wie demnächst die geschlechtsspezifischen Bezeichnungen angewendet, ausgesprochen und geschrieben werden, etwas anderes einfällt.

Mit freundlichem Gruß

Carl75

[Fagus]

@Carl75 : „… gesehenen schriftlichen Schreibweisen sind mir ein Gräul …“

Als Grammatik- und Stil- Perfektionist solltest Du dich auch hier einer korrekten Schreibweise bedienen: ——> Gräuel

(Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen)

• Dieser Beitrag wurde vor 1 Jahr, 5 Monate von  Fagus bearbeitet. Begründung: Dreckfehler

[Carl75]

Werde ich beherzigen. Aber ich bin kein Grammatik- und Stil-Perfektionist. Ich habe nur in einigen Dingen eine andere Sichtweise. Und manchmal, so wie heute, möchte ich nur zum Nachdenken anregen. Gruß Carl75

[Ini]

“Fräulein Lehrerin” stammt noch aus einer Zeit, in der die Frauen, die als Lehrerin arbeiten wollten, nicht heiraten durften, um sich ganz auf ihren Beruf zu konzentrieren. Ich kannte das auch noch aus der Grundschule. Die “Frau Lehrerin2 war dann meist eine Witwe, die ihren Mann im Krieg verloren hatte. Das bezieht sich jetzt bei mir aber nur auf die Grundschulzeit.

[Carl75]

Hallo Ini, soweit mir bekannt ist, wurde eine Lehrerin entlassen, wenn sie heiratete.

Aus Wikipedia:

“1880 wurde der Lehrerinnenzölibat im Deutschen Reich per Ministererlass eingeführt.

Das Bundesarbeitsgericht erklärte mit Urteil vom 10. Mai 1957, dass eine Zölibatsklausel in Arbeitsverträgen generell verfassungswidrig und damit nichtig sei.”

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, was ich da gerade gelesen habe. Gruß Carl75

• Dieser Beitrag wurde vor 1 Jahr, 5 Monate von  Carl75 bearbeitet.