Kuriose Erinnerungen aus der Kindheit

[rooikat]

Habt Ihr auch Erinnerungen an manches, was man sich in der Kindheit noch nicht erklären, noch nicht einsehen konnte? Worüber man sich wunderte?

Meine sehr ungeliebte Aufgabe im Haushalt war schon in der Vorschulzeit u.a. das Staubwischen. Meine Mutter erwischte immer, dass ich glänzende Schrank- und andere Türen nicht abgewischt hatte. Ich konnte mir einfach nicht erklären, wie sich der vermaledeite Staub auf einer senkrechten Fläche halten kann?

rooikat

[etaner34]

Ich werde 3 ½ Jahre alt gewesen sein, als meine Mutter für mich ein „Spielhöschen“ geschenkt bekam, ein kurzes Latzhöschen, weiß mit bunten Schmetterlingen bedruckt. Sie hätte es gleich weiterverschenken sollen. Ich durfte es anprobieren, ohne etwas darunter, und verliebte mich darin. Umso unverständlicher blieb es mir, dass ich es nie anziehen durfte, auch wenn das heiße Wetter es nahegelegt hätte. Ich wuchs also raus, ohne es je getragen zu haben.Jahre später, als ich Auskunft über den Grund wollte, eierte meine Mutter ziemlich herum, um schließlich zu erklären, mein Vater habe es nicht gewollt.Es dauerte noch eine Weile, bis ich mir den Grund denken konnte.

[Modesty]

Apropos ‘Spielhöschen’: Meine Mutter war es irgendwann satt, mir ständig neue Stoffhosen zu kaufen, weil ich die alten in Windeseile bis zur Unreparierbarkeit durchgespielt hatte. Also bekam ich eine kurze Lederhose mit Trägern und Herzchen auf dem Bruststück. Doch leider hatte sie vergessen, mir zu zeigen, wie man in das Ding allein wieder hineinkommt, wenn man es wegen eines dringenden Bedürfnisses unterwegs ausgezogen hatte.

Bis heute werde ich familienintern damit aufgezogen, dass ich als Drei- oder (höchstens) Vierjährige – in Schlüpfer und Hemdchen, die Lederhose flott über der Schulter – durch den Ort geschlendert wäre – hin zu unserem Haus, wo sich bereits (nach telefonischer Vorwarnung durch mitfühlende GemeindemitgliederInnen) in fröhlicher Erwartung meines unzivilisierten Erscheinens die halbe Nachbarschaft versammelt hatte….

M.

[Naturi]

Mach dir einfach nichts draus. Es gibt doch eigentlich keine Kleidungsnorm

und gab es auch nicht. Vor allem in diesem jungen Alter sowieso nicht.

Manche kleine Kinder waren auch in ihren Höschen beim Baden. Na und!

Es ist alles nur eine Sache der Perspektive….

@Modesty

• Dieser Beitrag wurde vor 1 Jahr, 11 Monate von  Naturi bearbeitet.

[rooikat]

Guten Morgen @Modesty, großer Lacher!
Ich bekam auch eine solche Lederhose. Mein Vater hatte sie irgendwo aufgetrieben, weil die immer wieder zerrissenen Röcke mehr ins Geld gingen, als dieser einmalige Kauf (? auf dem Schwarzmarkt). Allerdings war ich schon so 10/11 Jahre. Zur Empörung meiner Eltern habe ich auch diese stabile Hose geschafft: Wir liefen oft zur nahen Pferderennbahn, um beim Training zuzuschauen. Dafür saßen wir auf einem Holzzaun. Wir durften nicht erwischt werden, dann hieß es, schnell weg —- Ich rutschte vom Zaun, hing aber fest.

Ich hatte auf einem spitzen Nagel gesessen, der sich langsam ins Leder gebohrt hatte und nun hing ich daran auf halber Höhe, Arme und Beine in der Luft und so gaaanz langsam riss es am Hinterteil…
Der Empfang zu Hause war sehr handfest.

• Dieser Beitrag wurde vor 1 Jahr, 11 Monate von  rooikat bearbeitet.

[Paesi]

Mein Opa hatte mir unter Protest meiner Eltern so 3-4 Monate vor Schulbeginn die Buchstaben beigebracht und ein bisschen Lesen. Ein Wort machte mir echt Probleme. Es ging um ein Bilderbuch, in dem ein Entchen Abenteuer erzählt. Eins handelte davon, wie ihr Hut weggeweht wurde. Da stand: „Der Herbst wehte mir den Hut vom Kopf“. Ich wusste nicht, wer der Herbst war, denn ich las „Her(r) Bst“. Es dauerte, bis mit klar wurde, dass „Her“ nichts mir „Herr“ zu tun hatte und „bst“ kein Name war.

[rooikat]

@Paesi, mir machte das ß große Probleme, bis ich es gelernt hatte. In unserem Haus war an einer der unteren Stufen ein Emilleschild angebracht: Bitte Füße reinigen. Da ich das ß noch nicht kannte, las ich FüBe. Ich hatte das ß als komisches B gelesen, was aber waren denn FüBe???

[etaner34]

@Modesty

@Rooikat.

Zu euren Hosengeschichten mit Pipi-Langstrumpf-Touch fällt mir ein, dass man vor der Pipi Kinder ihrer Art liebevoll als „Wildfang“ bezeichnet hat. Was das eigentlich war, wirst du, Rooikat, wissen.

Ist das Wort in seiner Anwendung für Kinder schon ein Archaismus? Weicht etwas vom Thema ab.

Ich versuche mal die Kurve zurück. War die Mehrheit der Eltern stolz auf „Wildfänge“ oder hegten sie gemischte Gefühle? Wie wollte man sich und den Eltern am besten gefallen, – wenn man es wollte?

[rooikat]

@etaner34, ich hieß nicht umsonst mit Spitznamen Peter oder Zwecke, weil meistens die kleinste und als Schlüsselkind viel auf der Straße unterwegs nach der Schule.
Für meine Eltern lief ich ‘so nebenher’, Vater infolge Arbeit immer unterwegs und Mutter – naja, habe mir nicht ohne Grund trotz Anmeldung zur Oberschule mit 14 eine Ausbildung mit Internat gesucht und dann ab 16 für mich alleine gelebt und gesorgt. Sie war offensichtlich durch die jahrelange Flucht etwas aus den Fugen geraten und hat auf den geringsten Anlass sehr schnell und handfest reagiert.

Über schulische Leistungen konnte niemand klagen, war immer bei den Klassenersten, das war für meine Eltern alles selbstverständlich. Nur mein Betragen….. …. Wegen mehr oder weniger unpassenden Verhaltens in verschiedenster Form musste sie häufig in die Schule.

Wer kennt noch das Hausaufgabenheft, mit mehreren Zeilen unten auf jeder Seite, wo der Lehrer weniger beliebte Informtionen für die Eltern eintrug und man das dann am folgenden Tag von den Eltern unterschrieben vorlegen musste?

• Dieser Beitrag wurde vor 1 Jahr, 11 Monate von  rooikat bearbeitet.

[Modesty]

@etaner34

Wenn man am Stadtrand mit geringer Bebauungsdichte, riesigen Gärten, Wiesen, Äckern, einer einsamen Tankstelle, einem gemütlichen Bauernhof mit noch gemütlicheren, riesigen Kaltblütern, einem Bäcker, einem Tante-Emma-Laden, einer Brauerei im Stil einer Ritterburg, einer Kirche, einer Volksschule und einer überschaubaren Menge an befahrbaren Straßen aufwächst, dann ist ‚Wildfang‘ keine Besonderheit, sondern die Regel.

Demzufolge bin ich mindestens 1 x von jedem Baum in der näheren Umgebung gefallen und genau so oft über jeden vorhandenen Kanaldeckel geflogen, wenn wir auf Rollschuhen unterwegs waren. Es gab unzählige Möglichkeiten, sich die Knochen und (schlimmstenfalls) das Genick zu brechen oder – der verlockenden Angebote in den Gärten wegen – zumindest den Magen zu verderben…..

Ich bin mit ein paar ausgeschlagenen Zähnen, unzähligen Narben auf den Knien und einer unterm Kinn sowie einer Delle am linken Oberschenkel davongekommen. Die entstand, als ich nach dem Milchholen eine Abkürzung über das Tankstellenareal und den dort geparkten Abschleppwagen nahm, mit einem Bein zwischen dessen Schienen geriet und von der Feuerwehr befreit werden musste… Anschließend gab’s heftig eins hinter die Löffel – wegen der verbeulten Milchkanne!

M.