Startseite Foren Themen des Tages Terroranschlag in Hanau Antwort auf: Terroranschlag in Hanau

  • GSaremba61

    Teilnehmer
    21. Februar 2020 um 18:58

    Das wäre wichtig wenn ich mir diesen Artikel zu Gemüte führe wird mir nur schlecht:
    Auszüge:
    Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten viele Bürgerliche ihre Lektion gelernt: Nie wieder eine Koalition mit den völkischen Rechten. Höchste Zeit, sie daran zu erinnern.

    Keine Frage, aktualisierende Vergleiche verbieten sich, denn in Deutschland herrschen keine Weimarer Verhältnisse. Dennoch lässt sich gerade in den neuen Bundesländern ein ungebrochenes Verlangen nach dem zeitlos Konservativen beobachten, eine mitunter militante Sehnsucht nach Stabilität jenseits einer aufgewühlten, verwirrend komplexen Gegenwart. Das ist Nährstoff für die Rechten. Während andere von "blühenden Landschaften" schwärmten, hatten sie früh erkannt, welche Phantomschmerzen nach dem Untergang des Sozialismus entstehen würden und wie gut sich diese politisch ausbeuten lassen. Deshalb versuchen Rechte mit allen Mitteln den Brückenschlag ins christdemokratische Lager – in der Hoffnung, dass die Konservativen jene Lektion vergessen, die sie sich nach 1945 selbst erteilt hatten: die kristallklare und unmissverständliche Abgrenzung nach rechts.Die geistigen Frontleute der AfD sind pedantische Buchhalter; brav schreiben sie ihre Ideen auf und stellen sie artig ins Netz. Ihr Weltbild ist von aggressiver Klarheit, und wie von Thomas Mann beschrieben dient die ungefragte Betonung des "Bürgerlichen" nur als Flecktarn für ein revolutionäres Projekt. Dieses Projekt findet seinen Niederschlag in drei Formeln, und sie lauten: "Die Wende vollenden". "Nie zweimal in denselben Fluss!" Und: Deutschland ist die "DDR 2.0".

    Das klingt bizarr, denn was soll die Bundesrepublik mit einer Diktatur gemein haben? Tatsächlich ist der Vergleich für die AfD zwingend, denn in ihren Augen handelt es sich beim wiedervereinigten Deutschland nicht um das echte und wahre Deutschland, sondern nur um ein unechtes, eine Art Scheindeutschland, kurz: um die nach Osten ausgedehnte und aus dem Universalbaukasten der Siegermächte zusammengeschraubte alte Bundesrepublik. Hinzu kommt, dass BRD und DDR aus rechter Sicht eine gemeinsame Herkunft teilen, denn die beiden sind Ausgeburten einer verfehlten Moderne, die sich im frühen 20. Jahrhundert in die feindlichen Zwillinge Kapitalismus und Kommunismus aufgespalten und bis aufs Messer bekämpft hatten. Nach dem Ende des Nationalsozialismus, dieses "Vogelschisses in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte" (Alexander Gauland), nahmen die Weltmächte Deutschland als Geisel und verhinderten die Rückkehr ins Eigene der "selbstbewussten Nation".

    Anstatt 1989 die Gunst der Stunde zu nutzen, anstatt die trostlos herunterdemokratisierte Westgesellschaft durch eine urdeutsche Rang- und Volksgemeinschaft abzulösen, exportierten die Eliten den undeutschen Status quo. So kamen die Freigelassenen der DDR vom Regen in die Traufe. Sie hatten auf eine neue deutsche Volksgemeinschaft gehofft und stattdessen eine "links-grün versiffte" Westgesellschaft bekommen. Zweimal mussten die letzten Deutschen in denselben Fluss steigen, in den Fluss der verabscheuten Moderne. Wie lautet der Titel eines Interviewbuches von Björn Höcke? Nie zweimal in denselben Fluss.
    Wenn nicht alles täuscht, dann zerlegen sich unter dem Druck der Globalisierung nach den sozialdemokratischen nun auch die konservativen Parteien. In der Stunde der Entscheidung kann es ihnen nicht schaden, noch einmal Thomas Mann zu lesen und sich zu fragen, wer ihr Bündnispartner ist und wer ihr Gegner.

    Soviel zu den Verharmlosungen – wer das Grauen mag – hier das Ganze

    http://www.zeit.de/2020/08/neue-rechte-konservative-koalition-zweiter-weltkrieg/seite-2
    GeSa

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